Mistel


Botanischer Name:   Viscum album
Familie:   Loranthaceae (Mistelgewächse)
Deutscher Name:   Mistel
dt. Synonyme:   Affolber, Alfranken, Birnenäspel, Bocksbutter, Donarbesen, Donnerbesen, Drudenfuß, Elfklette, Geißechrut, Geißkrut, Glückszweig, Guomol, Heil aller Schäden, Heiligheu, Heilkreuzholz, Hexenbesen, Hexenkrut, Immergrüne, Kenster, Kinster, Kläster, Knisterholz, Laufholz-Mistel, Leimmistel, Marenstocken, Marentaken, Meistel, Mestel, Mistellein, Mistelsenker, Mistil, Muschel, Nistl, Offkölter, Trudennest, Uffalter, Vogelchrut, Vogelleim, Vogelmistel, Wintergrün, Wintersamen
Etymologie:   Vom althochdeutschen "mistil" = Mist, da sich die Samen der Pflanze durch den Kot von Vögeln (Mistel-Drossel) verbreiten.
Englischer Name:   Misteltoe
,   Allheal, Bindline, Devil’s fuge, European Misteltoe, Golden Bough, Holy Wood, Thunderbesom, Witches broom, Wood of the Cross
Vorkommen:    Die Mistel ist von Europa über Afrika bis Nordasien verbreitet. 
Sie gehört zu den Halbschmarotzern, die auf Wirtspflanzen angewiesen sind, durch die sie ernährt werden.
Bevorzugt wächst die Mistel auf Nadel- und Laubbäumen, die ein weiches Holz besitzen.
Sehr selten ist sie auf hartholzigen Eichen zu finden, was denen auf diesen Bäumen wachsenden Misteln im Laufe der Geschichte den Ruf einbrachte, besondere Kräfte zu besitzen.
   

© Maria Lanznaster / PIXELIO


Aussehen:    Die Mistel wächst als kugeliger bis rundlicher Busch an den Zweigen ihres Wirtes. Die immergrüne Pflanze kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen.
Die Blätter der Mistel sind ledrig, länglich-, ei- oder spatelförmig.
Sie wachsen an den Gabelästen gegenständig und liegen sich paarig gegenüber.
Die Zweige der Mistel sind sehr reich verästelt.
Die Mistelrinde ist grün-gelb und hat eine Korkschicht.
Die Blüten der Mistel werden bereits im Vorjahr einer Blütezeit angelegt, sind unscheinbar und von bleichgelber Färbung, die endständig und dicht gedrängt an den Zweigen wachsen.
Besonders auffällig sind die weißen Mistelbeeren, die im Dezember reif sind und ein klebriges Fruchtfleisch besitzen.
Blütezeit:     März bis April
Sammelzeit:     März bis April und Oktober bis Dezember
Verwendete Teile:    Beblätterte Zweige
Inhaltsstoffe:    Viscotoxine, Lectine, Flavonoide, biogene Amine und Schleimstoffe, wobei die Höhe und Intensität der Inhaltsstoffe nach wissenschaftlichen Untersuchungen abhängig von der Wirtspflanze sind.
Die Viscotoxine sind jedoch als Hauptwirkstoffe in den Beeren anzusehen, während in den Blättern und Zweigen andere Stoffe, wie Oleanolsäure zu finden sind.
Lektine erreichen nach heutigen Untersuchungen ihre höchste Konzentration im Winter in den Blütenknospen und Beeren der Mistel, jedoch variiert diese in Blättern und Zweigen.
Während sich die Konzentration der Lektine in den Zweigen nur leicht erhöhte, wenn überhaupt, war in den Blättern ebenfalls eine starke Erhöhung der Werte feststellbar.

Da die Inhaltsstoffe der Mistel von ihren Wirtspflanzen abhängig sind, werden die Misteln der Linde, des Ahorns, der Pappel, Rubinie und der Walnuss als die Giftigsten betrachtet, während die Mistel des Apfelbaumes nur wenige Giftstoffe enthält.
Zubereitungen:    Damit die Mistel geerntet werden kann, ist es natürlich erst einmal wichtig herauszufinden, wo sie wächst.
Bei Laubbäumen eignet sich dafür am Besten die Zeit im Spätherbst und Winter, wenn die Bäume laubfrei sind, so dass die Misteln sehr einfach in den Kronen als grüne Nester oder Kugeln sichtbar sind.
Etwas schwieriger gestaltet sich die Suche nach Misteln, die auf Nadelbäumen wachsen.
Hier ist es sinnvoll, sich an auf den Boden gefallenen Mistelblättern zu orientieren, die Aufschluss darüber geben, ob und wo Misteln wachsen.

Die günstigste Zeit für die Ernte sind die Monate März bis April. Nachdem die Zweige gesammelt und eingebracht wurden, werden die Zweige schonend getrocknet und anschließend geschnitten.

Im Handel sind Mistelpräparate als Tee, Kapseln, Dragees, Pflanzensaft oder Tropfen erhältlich.
Anwendung in der Naturheilkunde:    In der heutigen Naturheilkunde werden Mistelpräparate als unterstützende Behandlung in der Krebstherapie verwendet, wobei sie auch unterstützend bei Bluthochdruck und Herzschwäche verabreicht werden.
Mistelpräparate werden aber auch zur Behandlung von Arteriosklerose, Epilepsie, Cholera, Nervosität, Keuchhusten, Asthma, Schwindelanfällen und Durchfällen benutzt.

Nach schweren Infektionen wird ein Tee aus Mistelblättern als ein allgemeines Mittel zur Kräftigung empfohlen.

In der Homöopathie wird der Mistelextrakt in unterschiedlichen Potenzen angewendet:
D2 bei Blutungen der Gebärmutter
D4-10 bei arteriosklerotischer und essentieller Hypertonie und Karzinomen, wobei hier insbesondere die Cancroide genannt werden sollten. Cancroide ist der alte Ausdruck für krebsähnliche Geschwüre, wie zum Beispiel Lippenkrebs.
medizinische Verwendung:    In der Medizin wird die Mistel vor allem als ein Mittel bei degenerativen, entzündlichen Erkrankungen der Gelenke sowie Herz-Kreislauferkrankungen verwendet und spielt als Begleittherapie bei der Behandlung von Krebs eine größere Rolle, da nachgewiesen wurde, dass Mistelpräparate die körpereigenen Abwehrkräfte stärken.
In einer umfangreichen Studie mit 10.226 Patienten (mit diversen Krebserkrankungen) konnte außerdem nachgewiesen werden, dass die Verabreichung von Mistelpräparaten eine relevante Verlängerung der Lebensdauer zu Folge hat. 
Von den 10.226 Patienten erhielten 1.668 Präparate mit Mistelextrakt. Bei ihnen wurde gegen über den Patienten, die keine Mistelpräparate erhielten, eine Erhöhung der Lebenserwartung um 40 Prozent festgestellt.

Des weiteren wurde nachgewiesen, das Mistelpräparate eine direkte Wirkung bei Bluthochdruck haben und eine Erweiterung von Arteriolen (kleine Arterien, die im Blutkreislauf hinter Arterien und vor den Kapillaren liegen) und Kapillargefäße bewirken.

Besonders die in der Mistel enthaltenen Eiweißstoffe (Viscotoxine) und Lektine, haben eine blutdrucksenkende Wirkung und steigern die körpereigenen Abwehrkräfte. Jedoch können diese ihre Wirkung nur als Injektion entfalten. Nimmt man hingegen die im Handel erhältlichen Präparate, ist eine Wirkung unwahrscheinlich, da die Wirkstoffe der Mistel zersetzt werden. Da die giftigen Inhaltsstoffe der Mistel bei der Einnahme nur in den seltensten Fällen in den Organismus aufgenommen werden, gibt es auch nur wenige Meldungen über Vergiftungen durch Mistel.
Geschichtliches:    Die Mistel wurde im Lauf der Geschichte in vielen Gegenden Deutschlands und auch seinen angrenzenden Ländern als ein krankhafter Auswuchs des Baumes und nicht als besondere Pflanzenart betrachtet, wobei diese Meinung in einigen Gegenden auch heute noch erhalten ist.
So betrachten die Bewohner im schweizerischen St. Gallen, dass die Mistel die Folge der Erkrankung eines Baumes und nicht die Ursache ist.
Auch heute noch ist in einigen ländlichen Gegenden der Glaube unter den Bauern verbreitet, dass Misteln durch üble und schlechte Säfte innerhalb des Baumes entstünden und es für den Baum schädlich sei, die Mistel zu entfernen.

Eine der wohl wichtigsten Quellen über die Verwendung und „Verehrung“ der Mistel stellen die Schriften von Plinius dem Älteren (römischer Gelehrter, 23 bis 79 vor Christus) dar, der über den Mistelkult bei den Galliern berichtet.
Nach dessen Zeugnis sollten die Druiden nichts Heiligeres gekannt haben, als die Mistel und den Baum, auf dem sie zu finden war.
Besonders verehrt wurde dabei die Mistel, die auf der Wintereiche wächst.
Da Misteln auf Eichen sehr selten zu finden sind – zum Beispiel in der Normandie und einigen anderen Gegenden Frankreichs, Südengland – lässt sich die Vergötterung dieser speziellen Mistel daraus leicht erklären.
Der Wintereiche, auf der die Mistel gefunden wurde, soll von den Galliern aufs Höchste verehrt worden und alles, was auf darauf wuchs, als eine Gabe des Himmels betrachtet worden sein. Wurde die Mistel gefunden, fand eine große Feier statt, bei der die Mistel geschnitten wurde. 
Besonders der Mistel, die am 6. Tag nach Neumond geschnitten wurde, wurde eine besondere Macht nachgesagt.
Von den Galliern soll die Mistel den Namen „alles Heilende“ erhalten haben.
Plinius berichtet weiterhin, dass ein Priester, mit weißen und reinen Gewändern bekleidet, die Mistel mit einer goldenen Sichel vom Baum schnitt, die dann in einem weißen Mantel aufgefangen wurde.
Danach wurden zwei weiße Stiere, die mit Blumenkränze trugen, den Göttern geopfert.
Eine solche Mistel, aus der ein Trank zubereitet wurde, sollte alle Krankheiten und Unfruchtbarkeit heilen und gegen alle möglichen Gifte helfen.

An einer anderen Stelle wird von Plinius überliefert, dass eine Mistel, die ohne eisernes Werkzeug an einem Neumond gesammelt wurde, ohne dabei den Erdboden zu berühren, wirksamer als alle anderen sei.
Ob nun die Mistelverehrung jedoch etwas spezifisch gallo-keltisches ist, kann mit letztendlicher Sicherheit wohl nicht beantwortet werden.

In der Zaubermedizin des Mittelalters wird die Mistel vor allem als ein Mittel gegen Epilepsie gepriesen und verwendet. Epileptische Anfälle galten nach dem damaligen Glauben als Krankheit, die ein Werk der Dämonen war.
Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Verwendung der Mistel in erster Linie einer magisch-mystischen Anschauung hervor ging:
Ein Epileptiker (also ein Fallsüchtiger) kann solange nicht fallen, wie er eine Mistel bei sich trägt oder eine Abkochung trinkt, die nach der damaligen Vorstellung selbst nicht auf die Erde fallen kann.
Neben den Misteln die auf Eichen wachsen, sollte auch ein Teil der Misteln, die auf Birnen- und/oder Haselnussbäumen zu finden waren, eine heilende Wirkung haben.

Paracelsus (1493 bis 1541, Arzt, Alchemist, Philosoph, Laientheologe, Mystiker) schrieb in seinen Schriften als wirkungsvollstes Mittel gegen eine Epilepsie-Erkrankung das Tragen eines Mistelzweigs in der rechten Hand, der von einer Eiche stammt. Dies war ihm von einem Engel verkündet worden. 
In Schriften des 15. Jahrhunderts ist zu finden, dass dem alttestamentarischen König David als Erster die Eichenmistel als wirkungsvolles Mittel gegen Epilepsie von einem Engel verkündet worden sein soll.

Allerdings wurde die Mistel nicht nur als Mittel gegen Epilepsie geschätzt, sondern auch als Mittel gegen Krämpfe, Unfruchtbarkeit und Muskelschwund, auch wenn ihre Bedeutung zur Behandlung dieser Erkrankungen eindeutig hinter der Behandlung der Epilepsie zurück steht.

 

Sonstiges:    ACHTUNG!!!

Mistelpräparate sollten nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen Misteleiweiße, chronische Infektionen, hohem Fieber, sowie in der Schwangerschafts- und Stillzeit angewendet werden.

Bei einer Verwendung als Injektion kann es zu schweren Nebenwirkungen, wie Fieber, allergische Reaktionen, Schüttelfrost sowie Herz- und Kreislaufstörungen kommen. 

Auch wirkt sich eine Misteltherapie auf Herzleistung, Blutzuckerspiegel und den Blutdruck aus – Patienten, die daran leiden, sollten vor Beginn dieser Therapie auf jeden Fall den Arzt konsultieren. 

Bei einer mittleren bis sehr hohen Dosis schwächen Mistelextrakte die Atmung, während die Verwendung von Mistelbeeren zu Erbrechen führen und abführend wirken, heftigen Durst verursachen und zu andauerndem, schmerzhaften Stuhl- oder Harndrang führen können, wobei der Stuhlgang bisweilen blutig werden kann.
Des weiteren können Krämpfe auftreten, die mit dem Schütteln und Zucken eines einzelnen Gliedes oder aber des gesamten Körpers einhergehen können.
Bei Kleinkindern können die Beeren in sehr hohen Dosen unter Umständen den Tod herbeiführen.

Die Viscotoxine sind in ihrer Wirkungsweise vergleichbar mit Bienengift.
Erfolgt eine Injektion durch die Haut, so kann dies zur Quaddelbildung und Juckreiz, bis hin zur Nekrose des entsprechenden Gebietes führen. Dies ist jedoch von der Art, Konzentration und Dosis abhängig.
Allerdings besitzen Viscotoxine als auch Lectine zellschädigende Wirkung.


Baum mit Misteln
© Klaus Stricker / PIXELIO

Magisch verwendete Pflanzenteile:    Beblätterte Zweige
Magische Eigenschaften:    Fruchtbarkeit, Schutz, Exorzismus, Jagd, Träume und Visionen, Tod und Wiedergeburt, Unterbewusstsein, Bewusstseinserweiterung, Liebe
Brauchtum:    

Besonders die Eichenmistel spielt in der Zaubererei eine besondere Rolle, da ihr spezielle magische Eigenschaften und eine außerordentlich hohe Wirkkraft zugeschrieben wird.
Von Plinius wurde überliefert, dass die von Druiden geschnittene Mistel, die dabei nicht den Erdboden berühren durfte, wenn sie einem Trank hinzugefügt wurde, alle unfruchtbaren Tiere wieder fruchtbar machen könne und gegen alle möglichen Gifte zu helfen vermochte.

Des weiteren geht aus den Berichten von Plinius dem Älteren (römischer Gelehrter, 23 bis 79 vor Christus) hervor, dass eine Abkochung der Mistel mit Bier ein Zaubermittel gegen die Behexung des Viehs darstellte.
Es soll aus weiteren Schriften der Antike überliefert sein, dass bereits zu dieser Zeit Mistelabkochungen in Wein bei Seuchen, die das Vieh befielen, angewendet wurden, um das Vieh zu heilen, wobei dieser Absud dem Vieh durch die Nase eingeflößt wurde.

Nach weiteren volksmagischen Bräuchen sollte ein Mistelzweig, der im Haus oder Stall aufgehängt wurde, vor Hexen, bösen Geistern und Dämonen schützen, wohingegen ein Mistelzweig, der unters Dach gesteckt wurde, die Bewohner des Hauses vor Unheil schützen sollte.
Dieser Brauch ist nicht nur in Deutschland zu finden, sondern auch in England, Schweden und der Bretagne verbreitet.
Ein hauptsächlich in Deutschland verbreitete Volksglauben bringt die Mistel als ein Zaubermittel gegen Blitzschlag in Verbindung.
Dies geht auf den Glauben zurück, dass Bäume, auf denen Misteln wachsen, nie von einem Blitz getroffen werden, wobei diese Eigenschaft besonders der zu Weihnachten aufgehängten Mistel zugesprochen wird.

In manchen Gegenden der Schweiz findet sich der Brauch, bei Gewittern Mistelbeeren ins Feuer zu werfen, was den Blitzschlag verhindern soll.

Die Verbindung zum Blitz wird schon aus einem ihrer Beinamen ersichtlich, der sie als „Donarbaum“ bezeichnet.
Des weiteren ist wohl auch die im alten Volksglauben verbreitete Ansicht, dass die Mistel durch einen Blitz auf einen Baum fällt, eine Erklärung dafür.

In Beziehung mit dem Haus und Hof schützenden Eigenschaften der Mistel berichtet Plinius, dass die Mistel Feuer zu löschen vermag und Carl von Linné (schwedischer Botaniker, 1707 bis 1778) erklärt, dass die gewöhnlichen Leute glaubten, dass ein Haus, in dem sich eine Mistel befindet, für immer vor Bränden geschützt ist.

Ein weiterer Brauch ist, dass die Bauersfrauen zum Markustag am 25. April den Schweinen Misteln mit ins Futter geben, um sie vor Krankheiten zu schützen.
Wenn ein Pferd bockt und nicht bei der Herde bleiben will, so wurde den Bauern angeraten, einige Haare von Schweif und Mähne zu nehmen und diese dann mit einem Mistelzweig von einem Birnenbaum zusammen in einem Tuch einzubinden.
Steht das Pferd im Stall, so soll ein Loch in die Schwelle der Stalltür gebohrt werden, in das das Tüchlein hineingesteckt und mit einem Haselpflock verschlossen werden soll.
Danach soll das Pferd mit einem Huf über die Schwelle geführt werden, wobei dann der Huf, der über die Schwelle getreten ist, auf dem Untergrund aufgemalt wird.
Anschließend wird diese Erde mit einem Messer heraus geschnitten, in das Loch eine Handvoll Salz hineingestreut und dann wieder mit der Erde verschlossen.

Ein Jäger, der ein Mistelamulett bei sich trägt, soll immer Glück bei der Jagd haben.

Gegen Impotenz der Männer, die auf Behexung zurück zu führen ist, soll eine Mistelsalbe helfen. Gegen die Unfruchtbarkeit bei Frauen werden drei Mistelzweige in einem Liter Weißwein mit etwas Zucker oder Honig unter der Anrufung der drei höchsten Namen drei Minuten gekocht. Dieser Absud wird dann acht Tage vor Eintritt der Menstruation der Frau von Mann und Frau getrunken.
Bei den Ainu (Japan) ist es zum Teil heute noch Brauch, dass Frauen, die sich Kindersegen erhoffen, die Mistel essen.

Darüber hinaus gilt die Mistel als eine Pflanze des Glücks schlechthin.
So soll sie Glück ins Haus bringen, in dem sie hängt.
Dieser Glaube ist heute noch besonders in England und in Teilen Frankreichs vorhanden, wobei es heißt, dass eine Mistel, die Glück bringen soll, gestohlen sein sollte.

In ihrer Funktion als Glückspflanze spielt die Mistel auch in diversen Hochzeitsbräuchen in Siebenbürgen eine Rolle, wobei zum Beispiel die Braut einen Kranz aus Weizenähren, Mistelzweigen und Eisenkrautblüten trug.

Eine Volksweisheit besagt, dass ein Mädchen, das eine Mistel auf einem Apfelbaum findet, bald heiraten wird.

Die Verwendung der Mistel in Hochzeitsriten könnte auf ihre Stellung als „Lebensrute“ zurück gehen, die nach Plinius auch die Fruchtbarkeit der (Haus-)Tiere beeinflussen konnte.
Auch der aus England stammende Brauch, eine Mistel zu Weihnachten an die Decken der Zimmer zu hängen und ein Mädchen, das zu Weihnachten darunter steht, sich von einem Mann küssen lassen muss, geht vermutlich auf alte Hochzeitssitten zurück und kann ein Hinweis darauf sein, dass die Mistel als Symbol mit dem Vegetationssegen, aber auch mit Fruchtbarkeit und Wachstum in Verbindung stand.

In der Zaubermedizin des Mittelalters ist die Mistel vor allem als Mittel gegen Epilepsie bekannt, da ein Epileptiker, sofern er einen Mistelzweig bei sich trägt, wegen diesem nicht mehr fallen kann, weil die Mistel selbst nicht auf die Erde fällt.

Vermutlich kann hierin eine Art Sympathie-Zauber gesehen werden.
Ein damit verbreiteter Glauben besagt, dass eine Mistel, die gegen Epilepsie helfen soll, am Weihnachtsabend gesammelt werden muss.

Das Sammeln der Mistel ist schon immer mit gewissen magischen Riten verbunden gewesen.
So wird gesagt, dass man eine Mistel, wenn die Sonne im Sternzeichen Schütze steht und der Mond abnimmt, am ersten, dritten oder vierten Tag mit einem Pfeil vom Zweig schießen und sie mit der linken Hand auffangen soll.
Diese besondere Mistel soll alle möglichen Krankheiten der Kinder verhindern können.

In Wales findet sich oft heute noch der Glaube, dass eine Mistel, die mit einem Stein vom Zweig herab geworfen wird, besonders zauber- und heilkräftig sein soll.

Die der Mistel zugeschriebenen magischen Kräfte können vermutlich damit in Zusammenhang stehen, dass vor allem die auf anderen wachsenden, sich aber dennoch selbstständig ernährenden Pflanzen (Epiphyt), ein besonders großes magisches Ansehen genießen.
So wird zum Beispiel eine Orchideenart in Kambodscha, die auf dem Tamarinden-Baum wächst, in einem Ritual geerntet, das Ähnlichkeiten mit dem von Plinius von den gallischen Druiden Überlieferungen aufweist.
In unseren Breiten gibt zum Beispiel auch den Volksglauben, dass ein Holunder, der auf einer Linde wächst, hervorragend gegen Epilepsie helfen soll. Saft und Körner eines Holunders, der nicht auf der Erde, sondern auf einem anderen Baum wächst, ein mächtiges Zauber- und Heilmittel gegen Tollwut sein soll.
Allerdings wird die Mistel im botanischen Sinn nicht als Epiphyt, also als Pflanze, die auf anderen wächst, bezeichnet.

Mythen und Sagen:    Die Mistel ist auch in einigen Mythen und Sagen zu finden, wobei sie eigentlich in den wenigsten Fällen eine wirklich „böse“ Rolle spielt.
So wird in einer Sage aus Posen (eine Stadt im westlichen Polen) berichtet, dass einst ein rachsüchtiger Bettler einem Bauern die Misteln einer durch einen Blitz gefällten Pappel in den Stall warf, worauf hin das Vieh des Bauern starb.
Daraufhin wurden alle Pappeln im Umkreis gefällt, damit dieses „Satanskraut“ nicht wieder einen Weg in die Ställe der Bauern finden konnte.

Auch Misteln, die auf Weiden oder Erlen wachsen, sollen ein schlechtes Omen sein und kommendes Unheil verheißen.

Weitere Sagen bringen die Mistel mit dem Auffinden von Schätzen in Verbindung, wobei sich hier Verknüpfungen mit der Hasel, dem Springwurz, dem Farn, aber besonders der Wünschelrute zeigen.
Warum sie mit Schatzsagen assoziiert wird, lässt sich vielleicht aus daraus erklären, dass die welkenden Mistelblätter eine goldschimmernde Farbe annehmen, was dann wiederum auf eine Art „Homöopathie-Zauber (zum Gold des ersehnten Schatzes) hinweisen könnte.
Wo so ein Schatz zu finden ist, darüber gibt es natürlich unterschiedliche Ansichten.
So besagt ein Volksglauben, dass dort ein verborgener Schatz dort zu finden ist, wo die Mistel wächst und er so tief in der Erde vergraben liegt, wie die Mistel vom Erdboden entfernt ist.

In Ostpreußen soll eine auf einer Hasel oder einem Weißdorn wachsende Mistel auf einen darunter verborgenen Schatz hinweisen, wobei bei der Bergung des Schatzes gewisse Riten einzuhalten sind.
So soll der Schatz mit Hilfe einer Mistel gehoben werden können, deren Wirtsbaum ein Christusbild trägt.

Weitere Sagen berichten, dass unter einer Hasel, die Misteln trägt, weiße Nattern, ein Alraun-Männchen oder ein Haselwurm zu finden seien, während Eichenmisteln, die zu Weihnachten geschnitten wurden, alle Schlösser öffnen können.

In der Edda spielt der Mistelzweig eine wichtige Rolle in der Sage um die Tötung des Baldur.
Die Göttin Freya, die Baldur sehr verehrt, gebietet allen Pflanzen des Waldes, Baldur nichts anzuhaben - dabei entgeht ihr jedoch die Mistel.
Loki nutzt dies, um einen Pfeil aus dieser zu schnitzen, den er den Blinden Hoenir abschießen lässt und der Baldur tödlich trifft.
Magische Verwendung:    Die Mistel besitzt eine sehr lange Tradition als Schutzkraut, das auch bei der Austreibung von Wesenheiten Verwendung findet.
Darüber hinaus werden ihr magische Eigenschaften in Bezug zur Fruchtbarkeit und Gesundheit sowie zu Träumen und Visionen zugesprochen.

In Deutschland hat die Mistel des weiteren als Schutzpflanze gegen Blitzschlag, Krankheit, Feuer und den unterschiedlichsten Missgeschicken eine lange Tradition.
Dafür kann sie, je nach Art des Anliegens getragen, oder an eine entsprechende Stelle gelegt oder gehängt werden, wobei sowohl die Zweige, Blätter und/oder Beeren Verwendung finden.
Nach einem alten Volksglauben, soll ein Zweig, der in die Wiege eines Kindes gelegt wird, verhindern, dass das Kind von Elfen entwendet und durch ein Wechselbalg (alter Ausdruck für einen untergeschobenen Säugling) ersetzt wird.
Vor Krankheit (insbesondere Epilepsie) soll ein aus Mistelholz geschnitzter Ring schützen, während ein mitgetragener Mistelzweig bei frischen Verletzungen die Wundheilung beschleunigen soll.
Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten ein Amulett aus Mistelzweigen mit sich führen.

Als magisches Kraut, das an der Schwelle zwischen Erde und Himmel schwebt, wird die Mistel auch bei Riten und Zaubern verwendet, die mit Übergang, Visionen, Tod und Wiedergeburt, Unterbewusstsein, Bewusstseinserweiterung und ähnlichen in Zusammenhang stehen.

Mistelzweige, die im oder in der Nähe des Schlafzimmers aufgehängt, unters Kopfkissen gelegt oder ans Bettende gebunden werden, sollen einerseits für erholsamen Schlaf und angenehme Träume sorgen, andererseits auch prophetische Träume erzeugen können.

Da sie außerdem mit der Liebe in Verbindung gebracht wird, soll die Mistel Paaren dazu verhelfen können, dass sie weiterhin ineinander verliebt bleiben, wenn sie sich unter einem Mistelzweig küssen.

Wird das Mistelkraut verbrannt, so hilft es dabei, dunkle Mächte zu vertreiben und Pforten zu anderen Ebenen/Welten zu öffnen.

 

Planet:     Jupiter, Merkur, während die jungen Früchte der Sonne und die alten dem Mond zugeordnet werden.
Element:    Luft
Geschlecht:    männlich
Götter:    Pluto, Freya, Venus, Odin, Frigg, Diana, Belisama

 


Weitere Bilder (werden in einem neuen Fenster geöffnet):

junge Mistel
© Templermeister / PIXELIO

Mistelzweige
© C. Nöhren / PIXELIO

Bäume mit Misteln
© serena / PIXELIO

 

Mistel
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Biopix.dk

Mistel
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Biopix.dk

Mistel
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Biopix.dk

 

geschnittenes Mistelkraut
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