Mistel
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© Maria Lanznaster / PIXELIO |
Aussehen: | Die Mistel wächst als kugeliger bis rundlicher Busch an den Zweigen ihres Wirtes. Die immergrüne Pflanze kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Die Blätter der Mistel sind ledrig, länglich-, ei- oder spatelförmig. Sie wachsen an den Gabelästen gegenständig und liegen sich paarig gegenüber. Die Zweige der Mistel sind sehr reich verästelt. Die Mistelrinde ist grün-gelb und hat eine Korkschicht. Die Blüten der Mistel werden bereits im Vorjahr einer Blütezeit angelegt, sind unscheinbar und von bleichgelber Färbung, die endständig und dicht gedrängt an den Zweigen wachsen. Besonders auffällig sind die weißen Mistelbeeren, die im Dezember reif sind und ein klebriges Fruchtfleisch besitzen. |
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Blütezeit: | März bis April | |
Sammelzeit: | März bis April und Oktober bis Dezember | |
Verwendete Teile: | Beblätterte Zweige | |
Inhaltsstoffe: | Viscotoxine, Lectine, Flavonoide, biogene Amine und Schleimstoffe, wobei die Höhe und Intensität der Inhaltsstoffe nach wissenschaftlichen Untersuchungen abhängig von der Wirtspflanze sind. Die Viscotoxine sind jedoch als Hauptwirkstoffe in den Beeren anzusehen, während in den Blättern und Zweigen andere Stoffe, wie Oleanolsäure zu finden sind. Lektine erreichen nach heutigen Untersuchungen ihre höchste Konzentration im Winter in den Blütenknospen und Beeren der Mistel, jedoch variiert diese in Blättern und Zweigen. Während sich die Konzentration der Lektine in den Zweigen nur leicht erhöhte, wenn überhaupt, war in den Blättern ebenfalls eine starke Erhöhung der Werte feststellbar. Da die Inhaltsstoffe der Mistel von ihren Wirtspflanzen abhängig sind, werden die Misteln der Linde, des Ahorns, der Pappel, Rubinie und der Walnuss als die Giftigsten betrachtet, während die Mistel des Apfelbaumes nur wenige Giftstoffe enthält. |
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Zubereitungen: | Damit die Mistel geerntet werden kann, ist es natürlich erst einmal wichtig herauszufinden, wo sie wächst. Bei Laubbäumen eignet sich dafür am Besten die Zeit im Spätherbst und Winter, wenn die Bäume laubfrei sind, so dass die Misteln sehr einfach in den Kronen als grüne Nester oder Kugeln sichtbar sind. Etwas schwieriger gestaltet sich die Suche nach Misteln, die auf Nadelbäumen wachsen. Hier ist es sinnvoll, sich an auf den Boden gefallenen Mistelblättern zu orientieren, die Aufschluss darüber geben, ob und wo Misteln wachsen. Die günstigste Zeit für die Ernte sind die Monate März bis April. Nachdem die Zweige gesammelt und eingebracht wurden, werden die Zweige schonend getrocknet und anschließend geschnitten. Im Handel sind Mistelpräparate als Tee, Kapseln, Dragees, Pflanzensaft oder Tropfen erhältlich. |
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Anwendung in der Naturheilkunde: | In der heutigen Naturheilkunde werden Mistelpräparate als unterstützende Behandlung in der Krebstherapie verwendet, wobei sie auch unterstützend bei Bluthochdruck und Herzschwäche verabreicht werden. Mistelpräparate werden aber auch zur Behandlung von Arteriosklerose, Epilepsie, Cholera, Nervosität, Keuchhusten, Asthma, Schwindelanfällen und Durchfällen benutzt. Nach schweren Infektionen wird ein Tee aus Mistelblättern als ein allgemeines Mittel zur Kräftigung empfohlen. In der Homöopathie wird der Mistelextrakt in unterschiedlichen Potenzen angewendet: D2 bei Blutungen der Gebärmutter D4-10 bei arteriosklerotischer und essentieller Hypertonie und Karzinomen, wobei hier insbesondere die Cancroide genannt werden sollten. Cancroide ist der alte Ausdruck für krebsähnliche Geschwüre, wie zum Beispiel Lippenkrebs. |
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medizinische Verwendung: | In der Medizin wird die Mistel vor allem als ein Mittel bei degenerativen, entzündlichen Erkrankungen der Gelenke sowie Herz-Kreislauferkrankungen verwendet und spielt als Begleittherapie bei der Behandlung von Krebs eine größere Rolle, da nachgewiesen wurde, dass Mistelpräparate die körpereigenen Abwehrkräfte stärken. In einer umfangreichen Studie mit 10.226 Patienten (mit diversen Krebserkrankungen) konnte außerdem nachgewiesen werden, dass die Verabreichung von Mistelpräparaten eine relevante Verlängerung der Lebensdauer zu Folge hat. Von den 10.226 Patienten erhielten 1.668 Präparate mit Mistelextrakt. Bei ihnen wurde gegen über den Patienten, die keine Mistelpräparate erhielten, eine Erhöhung der Lebenserwartung um 40 Prozent festgestellt. Des weiteren wurde nachgewiesen, das Mistelpräparate eine direkte Wirkung bei Bluthochdruck haben und eine Erweiterung von Arteriolen (kleine Arterien, die im Blutkreislauf hinter Arterien und vor den Kapillaren liegen) und Kapillargefäße bewirken. Besonders die in der Mistel enthaltenen Eiweißstoffe (Viscotoxine) und Lektine, haben eine blutdrucksenkende Wirkung und steigern die körpereigenen Abwehrkräfte. Jedoch können diese ihre Wirkung nur als Injektion entfalten. Nimmt man hingegen die im Handel erhältlichen Präparate, ist eine Wirkung unwahrscheinlich, da die Wirkstoffe der Mistel zersetzt werden. Da die giftigen Inhaltsstoffe der Mistel bei der Einnahme nur in den seltensten Fällen in den Organismus aufgenommen werden, gibt es auch nur wenige Meldungen über Vergiftungen durch Mistel. |
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Geschichtliches: | Die Mistel wurde im Lauf der Geschichte in vielen Gegenden Deutschlands und auch seinen angrenzenden Ländern als ein krankhafter Auswuchs des Baumes und nicht als besondere Pflanzenart betrachtet, wobei diese Meinung in einigen Gegenden auch heute noch erhalten ist. So betrachten die Bewohner im schweizerischen St. Gallen, dass die Mistel die Folge der Erkrankung eines Baumes und nicht die Ursache ist. Auch heute noch ist in einigen ländlichen Gegenden der Glaube unter den Bauern verbreitet, dass Misteln durch üble und schlechte Säfte innerhalb des Baumes entstünden und es für den Baum schädlich sei, die Mistel zu entfernen. Eine der wohl wichtigsten Quellen über die Verwendung und „Verehrung“ der Mistel stellen die Schriften von Plinius dem Älteren (römischer Gelehrter, 23 bis 79 vor Christus) dar, der über den Mistelkult bei den Galliern berichtet. Nach dessen Zeugnis sollten die Druiden nichts Heiligeres gekannt haben, als die Mistel und den Baum, auf dem sie zu finden war. Besonders verehrt wurde dabei die Mistel, die auf der Wintereiche wächst. Da Misteln auf Eichen sehr selten zu finden sind – zum Beispiel in der Normandie und einigen anderen Gegenden Frankreichs, Südengland – lässt sich die Vergötterung dieser speziellen Mistel daraus leicht erklären. Der Wintereiche, auf der die Mistel gefunden wurde, soll von den Galliern aufs Höchste verehrt worden und alles, was auf darauf wuchs, als eine Gabe des Himmels betrachtet worden sein. Wurde die Mistel gefunden, fand eine große Feier statt, bei der die Mistel geschnitten wurde. Besonders der Mistel, die am 6. Tag nach Neumond geschnitten wurde, wurde eine besondere Macht nachgesagt. Von den Galliern soll die Mistel den Namen „alles Heilende“ erhalten haben. Plinius berichtet weiterhin, dass ein Priester, mit weißen und reinen Gewändern bekleidet, die Mistel mit einer goldenen Sichel vom Baum schnitt, die dann in einem weißen Mantel aufgefangen wurde. Danach wurden zwei weiße Stiere, die mit Blumenkränze trugen, den Göttern geopfert. Eine solche Mistel, aus der ein Trank zubereitet wurde, sollte alle Krankheiten und Unfruchtbarkeit heilen und gegen alle möglichen Gifte helfen. An einer anderen Stelle wird von Plinius überliefert, dass eine Mistel, die ohne eisernes Werkzeug an einem Neumond gesammelt wurde, ohne dabei den Erdboden zu berühren, wirksamer als alle anderen sei. Ob nun die Mistelverehrung jedoch etwas spezifisch gallo-keltisches ist, kann mit letztendlicher Sicherheit wohl nicht beantwortet werden. In der Zaubermedizin des Mittelalters wird die Mistel vor allem als ein Mittel gegen Epilepsie gepriesen und verwendet. Epileptische Anfälle galten nach dem damaligen Glauben als Krankheit, die ein Werk der Dämonen war. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Verwendung der Mistel in erster Linie einer magisch-mystischen Anschauung hervor ging: Ein Epileptiker (also ein Fallsüchtiger) kann solange nicht fallen, wie er eine Mistel bei sich trägt oder eine Abkochung trinkt, die nach der damaligen Vorstellung selbst nicht auf die Erde fallen kann. Neben den Misteln die auf Eichen wachsen, sollte auch ein Teil der Misteln, die auf Birnen- und/oder Haselnussbäumen zu finden waren, eine heilende Wirkung haben. Paracelsus (1493 bis 1541, Arzt, Alchemist, Philosoph, Laientheologe, Mystiker) schrieb in seinen Schriften als wirkungsvollstes Mittel gegen eine Epilepsie-Erkrankung das Tragen eines Mistelzweigs in der rechten Hand, der von einer Eiche stammt. Dies war ihm von einem Engel verkündet worden.
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Sonstiges: | ACHTUNG!!! Mistelpräparate sollten nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen Misteleiweiße, chronische Infektionen, hohem Fieber, sowie in der Schwangerschafts- und Stillzeit angewendet werden. Bei einer Verwendung als Injektion kann es zu schweren Nebenwirkungen, wie Fieber, allergische Reaktionen, Schüttelfrost sowie Herz- und Kreislaufstörungen kommen. Auch wirkt sich eine Misteltherapie auf Herzleistung, Blutzuckerspiegel und den Blutdruck aus – Patienten, die daran leiden, sollten vor Beginn dieser Therapie auf jeden Fall den Arzt konsultieren. Bei einer mittleren bis sehr hohen Dosis schwächen Mistelextrakte die Atmung, während die Verwendung von Mistelbeeren zu Erbrechen führen und abführend wirken, heftigen Durst verursachen und zu andauerndem, schmerzhaften Stuhl- oder Harndrang führen können, wobei der Stuhlgang bisweilen blutig werden kann. Des weiteren können Krämpfe auftreten, die mit dem Schütteln und Zucken eines einzelnen Gliedes oder aber des gesamten Körpers einhergehen können. Bei Kleinkindern können die Beeren in sehr hohen Dosen unter Umständen den Tod herbeiführen. Die Viscotoxine sind in ihrer Wirkungsweise vergleichbar mit Bienengift. Erfolgt eine Injektion durch die Haut, so kann dies zur Quaddelbildung und Juckreiz, bis hin zur Nekrose des entsprechenden Gebietes führen. Dies ist jedoch von der Art, Konzentration und Dosis abhängig. Allerdings besitzen Viscotoxine als auch Lectine zellschädigende Wirkung. |
Baum mit Misteln
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Klaus Stricker / PIXELIO
Magisch verwendete Pflanzenteile: | Beblätterte Zweige | |
Magische Eigenschaften: | Fruchtbarkeit, Schutz, Exorzismus, Jagd, Träume und Visionen, Tod und Wiedergeburt, Unterbewusstsein, Bewusstseinserweiterung, Liebe | |
Brauchtum: |
Besonders die Eichenmistel spielt in der Zaubererei eine besondere Rolle, da ihr spezielle magische Eigenschaften und eine außerordentlich hohe Wirkkraft zugeschrieben wird. |
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Mythen und Sagen: | Die Mistel ist auch in einigen Mythen und Sagen zu finden, wobei sie eigentlich in den wenigsten Fällen eine wirklich „böse“ Rolle spielt. So wird in einer Sage aus Posen (eine Stadt im westlichen Polen) berichtet, dass einst ein rachsüchtiger Bettler einem Bauern die Misteln einer durch einen Blitz gefällten Pappel in den Stall warf, worauf hin das Vieh des Bauern starb. Daraufhin wurden alle Pappeln im Umkreis gefällt, damit dieses „Satanskraut“ nicht wieder einen Weg in die Ställe der Bauern finden konnte. Auch Misteln, die auf Weiden oder Erlen wachsen, sollen ein schlechtes Omen sein und kommendes Unheil verheißen. Weitere Sagen bringen die Mistel mit dem Auffinden von Schätzen in Verbindung, wobei sich hier Verknüpfungen mit der Hasel, dem Springwurz, dem Farn, aber besonders der Wünschelrute zeigen. Warum sie mit Schatzsagen assoziiert wird, lässt sich vielleicht aus daraus erklären, dass die welkenden Mistelblätter eine goldschimmernde Farbe annehmen, was dann wiederum auf eine Art „Homöopathie-Zauber (zum Gold des ersehnten Schatzes) hinweisen könnte. Wo so ein Schatz zu finden ist, darüber gibt es natürlich unterschiedliche Ansichten. So besagt ein Volksglauben, dass dort ein verborgener Schatz dort zu finden ist, wo die Mistel wächst und er so tief in der Erde vergraben liegt, wie die Mistel vom Erdboden entfernt ist. In Ostpreußen soll eine auf einer Hasel oder einem Weißdorn wachsende Mistel auf einen darunter verborgenen Schatz hinweisen, wobei bei der Bergung des Schatzes gewisse Riten einzuhalten sind. So soll der Schatz mit Hilfe einer Mistel gehoben werden können, deren Wirtsbaum ein Christusbild trägt. Weitere Sagen berichten, dass unter einer Hasel, die Misteln trägt, weiße Nattern, ein Alraun-Männchen oder ein Haselwurm zu finden seien, während Eichenmisteln, die zu Weihnachten geschnitten wurden, alle Schlösser öffnen können. In der Edda spielt der Mistelzweig eine wichtige Rolle in der Sage um die Tötung des Baldur. Die Göttin Freya, die Baldur sehr verehrt, gebietet allen Pflanzen des Waldes, Baldur nichts anzuhaben - dabei entgeht ihr jedoch die Mistel. Loki nutzt dies, um einen Pfeil aus dieser zu schnitzen, den er den Blinden Hoenir abschießen lässt und der Baldur tödlich trifft. |
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Magische Verwendung: | Die Mistel besitzt eine sehr lange Tradition als Schutzkraut, das auch bei der Austreibung von Wesenheiten Verwendung findet. Darüber hinaus werden ihr magische Eigenschaften in Bezug zur Fruchtbarkeit und Gesundheit sowie zu Träumen und Visionen zugesprochen. In Deutschland hat die Mistel des weiteren als Schutzpflanze gegen Blitzschlag, Krankheit, Feuer und den unterschiedlichsten Missgeschicken eine lange Tradition. Dafür kann sie, je nach Art des Anliegens getragen, oder an eine entsprechende Stelle gelegt oder gehängt werden, wobei sowohl die Zweige, Blätter und/oder Beeren Verwendung finden. Nach einem alten Volksglauben, soll ein Zweig, der in die Wiege eines Kindes gelegt wird, verhindern, dass das Kind von Elfen entwendet und durch ein Wechselbalg (alter Ausdruck für einen untergeschobenen Säugling) ersetzt wird. Vor Krankheit (insbesondere Epilepsie) soll ein aus Mistelholz geschnitzter Ring schützen, während ein mitgetragener Mistelzweig bei frischen Verletzungen die Wundheilung beschleunigen soll. Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten ein Amulett aus Mistelzweigen mit sich führen. Als magisches Kraut, das an der Schwelle zwischen Erde und Himmel schwebt, wird die Mistel auch bei Riten und Zaubern verwendet, die mit Übergang, Visionen, Tod und Wiedergeburt, Unterbewusstsein, Bewusstseinserweiterung und ähnlichen in Zusammenhang stehen. Mistelzweige, die im oder in der Nähe des Schlafzimmers aufgehängt, unters Kopfkissen gelegt oder ans Bettende gebunden werden, sollen einerseits für erholsamen Schlaf und angenehme Träume sorgen, andererseits auch prophetische Träume erzeugen können. Da sie außerdem mit der Liebe in Verbindung gebracht wird, soll die Mistel Paaren dazu verhelfen können, dass sie weiterhin ineinander verliebt bleiben, wenn sie sich unter einem Mistelzweig küssen. Wird das Mistelkraut verbrannt, so hilft es dabei, dunkle Mächte zu vertreiben und Pforten zu anderen Ebenen/Welten zu öffnen. |
Planet: | Jupiter, Merkur, während die jungen Früchte der Sonne und die alten dem Mond zugeordnet werden. | |
Element: | Luft | |
Geschlecht: | männlich | |
Götter: | Pluto, Freya, Venus, Odin, Frigg, Diana, Belisama |
Weitere Bilder (werden in einem neuen Fenster geöffnet):
junge Mistel |
Mistelzweige |
Bäume mit Misteln |