Haselnuss

 


Botanischer Name:   Corylus avellana (Gemeine Hasel), Corylus avellana 'Contorta' (Korkenzieher-Hasel),Corylus chinensis (Chinesische Hasel), Corylus colurna (Baum-Hasel), Corylus cornuta (Türkische Hasel) Corylus jacquemontii (Himalaja-Baum-Hasel) Corylus maxima (Lambertshasel) Corylus sieboldiana (Japanische Hasel) Corylus pontica (Pontinische Hasel)
Familie:   Birkengewächse (Betulaceae)
Deutscher Name:   Haselnuss
dt. Synonyme:   Coll, Gewöhnliche Hasel, Haselnuss, Haselstrauch, Hexenstrauch, Zellernuss
Etymologie:   Die Herkunft des Namens "Hasel" ist nicht geklärt, lediglich seit dem 9. Jahrhundert belegt (mittelhochdeutsch: "hasel", althochdeutsch: "hasal", "hasala"). Das Wort "Haselnuß" ist seit dem 11. Jahrhundert belegt. Wissenschaftlicher Name: Corylus nimmt Bezug auf die Nuss und stammt vom griechischen „corys“ (= Maske) ab, da die Blättchen die Nuss wie eine Maske umhüllen. Der Artennamen (avellana) geht auf die kampanische Stadt Avellana (Italien) zurück, welche für ihre vorzüglichen Haselnüsse bekannt war.
Englischer Name:   Hazel, Hazelnut
engl. Synonyme:   Cobnut, Common hazelnut, European filbert, European hazel
Vorkommen:    In ganz Europa, außer Nordskandinavien und Nordrussland. Die Hasel wächst bevorzugt an Waldrändern oder als Hecken in brachem Gelände sowie in Laubwäldern. Sie kommt auf der nördlichen Halbkugel vor. In Bergzügen ist sie teilweise bis auf 1400 m Höhe anzutreffen.
   

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Aussehen:    Die Hasel ist ein sommergrüner Strauch, mit vielen Stämmen und wird zirka 2 bis 6 Meter hoch, selten bis 10 Meter. Sie wächst sehr schnell und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Die Rinde ist hellbraun und glänzend mit hellen waagerechten Malen. Die Blätter sind etwa 6 bis 10 Zentimeter lang und fast genauso breit, auf der Oberseite grün und auf der Unterseite behaart; im Herbst färben sich die Blätter gelblich bis gelb-bräunlich. Bei den Blüten gibt es weibliche und männliche. Die männlichen Kätzchen sind etwa 8 bis 10 Zentimeter lang; weibliche Blüten sind unscheinbar mit kleinen roten Büscheln, die aus der Knospe herausspitzen. Die Haselnüsse sind bis zu 18 mm lang und wachsen entweder einzeln, meistens jedoch als Paar oder zu Dreien zusammen.
Blütezeit:     Februar bis April
Erntezeit:     Nüsse Ende August, September bis Oktober; Blätter im Frühjahr, Holz ab November
Verwendete Teile:    Haselnuss, Zweige, Holz, Rinde
Inhaltsstoffe:    Die Haselnüsse enthalten etwa zu 60% Öl, dazu noch Calcium, Eisen, Eiweiße, Kalium, Magnesium, Mangan, Kupfer, Phosphor; Vitamine: A, B1, B2, C; Flavonoide, Gerbstoffe

 

 

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Zubereitungen:    Haselnuss-Öl, geriebene Haselnüsse
Heilwirkung:    Es ist keine medizinische Heilwirkung nachgewiesen.
Andere Anwendungs- und Wirkungsbereiche:    Die langen, biegsamen Triebe der Hasel wurden früher für Vogelschlingen, Flechtzäune, Fassreifen, Korbbügel, stärkere Äste als Armbrustbögen oder Spazierstöcke verarbeitet.
Ebenso wurden Tischler- und Drechslerarbeiten damit ausgeführt.
Die Haselholzspäne fanden Verwendung bei der Bier- und Weinherstellung zur Klärung des Sudes.
Das Holz der Hasel wurde von den Köhlern zu Holzkohle gemacht und fand Verwendung als Zeichenkohle sowie in der Schießpulverherstellung.
Volksmedizinische Verwendung:    Haselnuss-Öl und zu Pulver gebrannte Haselrinde galten als Aphrodisiakum.

Epilepsie:
Aus dem Holz der Haselnuss wurde ein alkoholischer Auszug oder ein Öl hergestellt, das gegen Epilepsie helfen sollte, von der man glaubte, dass diese durch Hexerei verursacht wurde. Das Holz dafür musste entweder zwei bis drei Tage vor dem Neumond oder innerhalb des Zeitpunktes wenn die Sonne im Sternzeichen des Widders stand, gesammelt werden.

Aphrodisiakum: In einem Rezept des 15. Jahrhunderts wird die Verwendung von zu Pulver gebrannter Rinde des Haselnuss-Strauches empfohlen. Ebenso wurde das Einnehmen von Haselnuss-Öl nahegelegt wenn „einer nit mynnen mag“.

Warzen: Es wurde empfohlen junge Haselzweige zu knicken, so viele Warzen man hatte oder einen „Warzenstecken“ zu schneiden und die Anzahl der Warzen einzukerben. Anschließend sollte man den Stock auf der Straße hinter sich werfen ohne sich dabei umzusehen. Wer immer diesen Stock aufhob bekam die Warzen.

Überbeine: Eine frische Haselnussrute jeden Morgen über das Überbein streichen und danach dieses mit Speichel einreiben (bevor man gefrühstückt hatte – also nüchtern).

Frakturen und Verstauchungen: Diese werden geheilt durch das Berühren mit Haselstöcken.

Nabel- und Leistenbrüche: Haselnüsse darauf binden.

Rotlauf: (Wundrose, Erysipel; verursacht durch Streptokokken, die in eine offene Wunde eindringen) Das kranke Glied wird in die Erde hinter einem Haselstrauch eingegraben, etwa 30 Minuten lang. Danach muss die entstandene Grube unbedingt wieder aufgefüllt werden.
Därr- und Lungensucht: (Schwindsucht; auszehrende Erkrankung) Der Erkrankte soll in ein neues Töpfchen urinieren, dieses verschließen und es anschließend hinter einem Haselstrauch vergraben. Dazu folgenden Spruch aufsagen: „Ma Krankat vagrob i – An Hergott, dean lob i“.

Blutende Wunden: Haselstöcke in der Nacht auf Petri und Pauli schneiden und mit den Blut der Schnittwunde betupfen. Die Haselruten müssen von unten nach oben geschnitten werden. Nach dem Betupfen der Stöcke wird ein Lappen aus einem Männerhemd darum gebunden. Dieses „Päckchen“ muss von dem Verletzten so lange am Leib getragen werden bis die Wunde ganz verheilt ist, sonst bricht sie erneut auf.
Hat sich ein Pferd verletzt, schneidet man drei Haselruten ab während man die drei „höchsten Namen“ ausspricht (Jesus, Gott, der Heilige Geist). Anschließend taucht man die Haselruten in die Schnittfläche der blutenden Wunde und hängt die Ruten auf die Ofenstange oder in den Rauchfang. Die Wunde heilt sowie die Haselruten abdorren.

Fieber: Man beschaffe sich einen Haselstock. Entweder kauft man diesen ohne dabei über den Preis zu feilschen oder man geht vor Sonnenaufgang in den Wald und bricht einen Stock von einem Haselstrauch ab. Den Haselstock legt man in der Kirche nieder. Sollte jemand diesen Stock aufheben, so bekommt dieser das Fieber und wird es erst wieder los, wenn er den Stock zuerst in drei Stücke zerbricht und diese anschließend verbrennt.

Wadenkrämpfe: Um diesen vorzubeugen legte man ans Fußende im Bett drei Haselnusszweige mit noch geschlossenen Blüten (Kätzchen).

Läuse: bekommt man, wenn man grüne Haselnüsse isst.

Vieh und Pferde: Haselnussblüten wurden gefüttert, um das Vieh gegen Seuchen und speziell Pferde gegen die Druse zu schützen. Gegen den Kinnbackenkrampf beim Pferd sollte ein einjähriger Haselnuss-Schössling helfen, der am Karfreitag abgebrochen wurde.
Außerdem gab man dem Vieh Haselnussblüten zu fressen um dieses „fest und mutig“ zu machen.

Schlangenbisse: Die Hethiter mischten Blätter und Nüsse zu einem Brei gegen Schlangenbisse
Kulinarisches:    Haselnüsse sind schon seit der Steinzeit bei den Völkern sehr beliebt aufgrund ihres hohen Fett-(Öl)-Gehaltes. Zu germanischen Zeiten durften die Haselsträucher nicht gefällt werden und sollten Fremde in die Gegend kommen, so durften diese höchstens eine handvoll Nüsse sammeln.
Heute findet die Haselnuss in vielen Backrezepten Verwendung; oder in Haselnußcremes als Brotaufstrich.
Sonstiges:    Bei den Christen ist der Strauch das Christus-Symbol für Fleisch und Seele.
Der Haselnuss-Strauch gehört nach modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Baumarten, die anscheinend keinerlei Beschädigungen durch Blitze aufweisen. Ein Grund hierfür könnte die gute Leitfähigkeit für Elektrizität sein, sowie die Tatsache, dass die Hasel keine Borke bildet und die glatte Rinde sozusagen als Blitzableiter funktioniert.

 

 

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Brauchtum:   

Zum Schutz:
Ein Bauer, der einen gefährlichen Weg zu gehen hatte oder sich weiter vom Haus entfernte, nahm einen Haselstock mit; ebenso wenn man nachts an einem verrufenen Ort vorbeigehen musste.
Um nie über eine Felswand oder in eine Schlucht zu stürzen, sollte man einen Haselnusszweig bei sich tragen, der um Mitternacht in der Walpurgisnacht geschnitten wurde.
Soldaten, die in den Krieg ziehen mussten, schnitten einen Haselzweig an Johannis, schnitten diesen zwischen 23 Uhr und Mitternacht in sieben 1 bis 2 Zoll lange Stücke und trugen diese dann immer bei sich. Dies sollte vor Schusswunden schützen.
Außerdem soll die Hasel vor bösen Geistern, z. B. der „Berchta“, den „feurigen Männern“, der „Teufelsjagd“ und dem „Wuetenheer“ schützen.
In Rumänien hieß es, dass man, wenn man nachts einem Vampir begegnete, einen Haselstock (geschnitten am Georgstag) in die Erde stecken muss um den Vampir zu bannen.

Schutz vor Hexern und bösen Zaubern/Hexenwerk:
Haselnuss-Ruten wurden am Abend von Walpurgis auf den Düngerhaufen zum Schutz gegen Hexen gesteckt.
Hexen sollten mit Hasel-“zwicklein“ (Anm.: Haselruten) festgebunden werden, da diese die „Teufelsleute“ besser halten würden als Ketten oder Stricke. Außerdem sollen Hexen damit geschlagen werden, ebenso Wechselbälger (auch: Wechselbutt).
„Elbisches“ Ungeziefer sowie den Kornwurm, Ratten, Maulwürfe und Ungeziefer im Haus sollen durch die Hasel vertrieben werden.
Um Wildtiere vom Getreide fernzuhalten und die überlebenswichtige Ernte zu schützen wurde folgendermaßen vorgegangen: Am Karfreitag vor Sonnenaufgang stillschweigend eine einjährige Haselrute schneiden, daraus einen Ring formen und diesen um den Arm legen, mit dem das Getreide ausgesät wird.

Abwehren von „Stallzaubern“:
Vieh: Verhextes Vieh wurde mit einer Haselrute geschlagen um den Zauber aufzuheben, oder das Vieh wurde vor Sonnenaufgang mit Haselblüten gefüttert. Es konnte auch helfen kleingeschnittene Haselzweige, welche aus dem „Palm“ genommen wurden, zwischen zwei Brote zu legen und das Vieh damit zu füttern.
Junge Fahrkühe mussten über frisch geschnittene Haselzweige laufen, die vor die Stalltüre gelegt wurden.
Pferde: Um die Pferde vor dem verhexen zu schützen, wurden Sonntags während dem Läuten der Kirchenglocken im Namen der drei „Heiligen“ Haselstecken geschnitten. Mit den Stecken wurde vor dem Füttern der Pferde der Hafer umgerührt.
Tauben: Damit die Tauben nicht vom Habicht („Hack“) geholt wurden, legte man einen Haselzweig in den Taubenschlag. Dieser musste an Karfreitag vor Sonnenaufgang hinter dem eigenen Rücken mit drei Schnitten vom Strauch geschnitten werden.

Milch und Butter:
Damit die Kühe reichlich Milch gaben, wurde unter das Salz (Futtersalz) gedörrte Haselkätzchen (Haselblüten) gemischt.
In der Gegend rund um Dresden sollte der folgende Brauch vor Milchdieben schützen: Mit dem Brotmesser sollte man einen Haselzweig schneiden, daraus einen Ring machen und diesen an den Melkeimer hängen. Die erste Milch, die anschließend in den Melkeimer gemolken wurde, sollte man dem ersten Menschen geben, der um Almosen bat, nur sollte man nicht darauf achten wer dies war. Fortan solange der Ring am Melkeimer war, war man vor Milchdieben geschützt.
Milch von einer verhexten Kuh sollte man mit drei Haselruten so lange schlagen, bis sich die Milch blutig-rot färbte. Daraufhin würde die Hexe erscheinen und etwas verlangen. Erfüllte man diesen Wunsch, war der Zauber aufgehoben.
Das Butterfass wurde mit einer Haselrute geschlagen die am Palmsonntag um den „Palmen“ gelegt wurde. Wollte aus dem Rahm keine Butter werden, wurde der Rahm mit drei Haselzweigen geschlagen, um den Zauber aufzuheben. Eine andere Möglichkeit war, drei geweihte Nüsse aus dem Kräuterbüschel (geweiht an Maria Himmelfahrt) ins Butterfass zu werfen. Nach dem Buttern wurden die drei Nüsse wieder herausgesammelt und für spätere Not aufbewahrt.
Wollte eine Kuh keine Milch mehr geben, wurde sie dreimal mit einem Haselstecken geschlagen.

Hexen, Drud und böse Zauber:
Um am Dreikönigstag beim Abgehen der Felder vor dem Sonnenaufgang den „Bilmesschneider“ und die Hexen sehen zu können, musste man am Heiligen Abend eine Haselrute vom Strauch brechen. Diese Rute musste man während der Mette am Leib tragen oder wenigstens mit in die Kirche nehmen.
Aus einer Haselstaude mit drei Zweigen auf dem Stamm wurde der mittlere Zweig herausgeschnitten, um Hexen sehen zu können.
Die Felder wurden vor den Hexen geschützt, indem man am Karsamstagsfeuer Haselzweige ankohlte und diese auf die Felder steckte.

Von den christlichen Missionaren wurde der bei den Heiden hoch verehrte Haselstrauch zum „bösen“ Strauch gemacht:
Der Teufel verwandelt einmal alle Bäume in Haselsträucher; Teufel und Hexen treffen sich unter den Haselsträuchern; Hexen wird eine Rippe aus Haselholz eingesetzt; der Teufel gibt der Hexe einen Haselstab und sagt ihr sie soll damit in einen Bach schlagen um einen Platzregen auszulösen; ein Gewitter mit Hagel richtete großen Schaden an, weil ein „Hexenbub“ mit einer Haselrute das Wasser peitschte bis ein Wölkchen aufstieg.
Hexenprozessakten aus dem Jahr 1546 berichten, dass durch die Schläge mit drei Haselruten der Teufel befreit wurde, der durch Frauenhaare gefesselt war.
In Südslavien wird die Hexe mit dem Worten „Zauberin“ oder „Haselstockhacken“ beschimpft.
Der für den „Palm“ verwendete Haselstab wird geschält, da der Glaube besteht, dass sich Hexen gerne zwischen Holz und Rinde des Haselstabes verbergen.

Schläge mit einer Haselrute, die sonst vielfach als glücksbringend galten, wurden in das Gegenteil umgekehrt:
Ein mit einer Haselrute gezüchtigtes Kind wächst nicht mehr; Wer mit einer Haselrute geschlagen wird bekommt die Auszehrung; Vom Haselholz (ebenso vom Eschenholz) schwindet alles, das damit in Berührung kommt; Ochsen, die mit einem Haselstecken getrieben werden schwinden; Ebenso die Hand, die den Haselstecken führt oder Handstiele anfasst, die aus Haselholz sind (z. B. von Beilen, Hämmern, etc.).
Um Kühe zu verhexen, sucht man drei Haselnusszweige, die durch einen Zaunring gewachsen sind, schneidet einen davon ab und jagt damit anschließend die Kuh durch den Zaun.
Ein Schwein, das mit einer Haselrute geschlagen wird, wird kein gutes Schwein zum schlachten.
Es gibt ebenso alte Berichte, dass Hexen das Vieh und Menschen mit Haselruten schlagen „auf dass sie sterben müssen“.

Korkenzieherhasel / © Mariocopa / PIXELIO


Schlangen und ähnliches Getier:
Uralte mythische Beziehungen scheinen zu dem Glauben geführt zu haben, dass die Hasel den Schlangen und ähnlichem „schädlichen“ Getier feindlich gegenüber steht.
Grund dafür könnte die Legende von Thor, dem die Hasel heilig war, und seinem Kampf mit der Midgardschlange sein. Auch der Vergleich von Schlange und Blitz, den die Hasel ja abhalten soll, könnte dazu geführt haben.
Tatsächlich wurden wohl oft Giftschlangen im Wald mit einer elastischen Haselrute erschlagen.
In einem Märchen der Gebrüder Grimm stürzt sich eine Natter auf die im Wald sammelnde Muttergottes. Die heilige Maria versteckt sich darauf hinter einer Haselstaude vor der Natter. Deshalb ist ein grüner Haselzweig bei den Christen der sicherste Schutz gegen Schlangen, Nattern und allem anderen das auf der Erde kriecht. Schon eine leichte Berührung mit einer Haselrute soll genügen um die Natter zu töten.
Begegnet man einer Kreuzotter, so ist der Glaube in Bayern/Schwaben, so soll es genügen dieser ein Haselnussblatt hinzuwerfen, um von der Otter nicht verfolgt zu werden.
In Mecklenburg soll man mit einem einjährigen Haselstecken einen Kreis um die Schlange ziehen um sich vor dieser zu schützen.
Kröten wurden auf Haselstecken aufgespießt.
In einer Sage gibt eine weise Jungfrau den Rat mit einem Haselstecken die „böse“ Schlange zu schlagen.
In Bosnien, England und Frankreich ist die Hasel ebenfalls als Feindin der Schlangen bekannt. Auch in der Antike wurden der Haselnuss giftwidrige Eigenschaften zugeschrieben. Laut Plutarch bindet man eine Haselnuss an die Bettfüße zum Schutz vor Skorpionen. Cassius Felix (5. Jahrhundert n. Chr.) empfiehlt gegen den Biss der Giftspinne eine Haselnuss.

Fruchtbarkeit und Liebe:
In der Volkserotik ist die Haselnuss ein uraltes Furchtbarkeitssymbol. Die hodenähnliche Gestalt der Haselnüsse, der Fruchtbarkeitsreichtum des Haselstrauches sowie auch der Umstand, dass es beim Nüssesammeln im Wald wohl nicht immer ehrbar zuging, mag dazu geführt haben.
In vielen Volksliedern werden mehr oder weniger Anspielungen darauf gemacht: „Anneli mit der rote(n) Brust – Chomm mer wend (i)n d' Haselnuss“. Für „liebeln“ sagt man an manchen Orten „in die Haselnuss gehen“ (Vogtland). Wer das Ja-Wort von seinem Schätzchen nicht bekam, der sollte dafür sorgen sie bei der Haselnuss zu treffen, dann sei der Bund geschlossen.
Zu Weihnachten und Neujahr schenkte man als Zeichen der Liebe Haselnüsse, und „gibt es viele Haselnüsse im Herbst, gibt es im Jahr darauf viele (uneheliche) Kinder“, waren weit verbreitete Bräuche/Sprüche. „Ist es an Johanni schönes Wetter, so gibt es viele Haselnüsse und die Wiegen werden teuer“, so ein alter Volkskalender.
In der Oberpfalz glaubte man an folgenden Spruch (und sah das Gewitter als fruchtbarmachend an): „Wenn es über die kahlen (unbelaubten) Haselstauden donnert, gibt es viele gefallene Jungfrauen“.

Bei Liebes- und Eheorakeln tritt die Haselnuss ebenfalls als erotisches Symbol auf. In der Mettenacht werden die Haselstauden gebeutelt (geschüttelt). Um den künftigen Gatten oder die Gattin zu erkunden, gehen in der Christnacht die Burschen und Mädel zu dem Gartenzaun, fassen einen Pfahl, womöglich von der Haselstaude, und sprechen „Gartenzaun, ich schüttl dich, Feines Lieb, ich witt'r dich“. Dann sollen sie entweder die Gestalt des Zukünftigen sehen oder seinen Namen hören.
Wollte ein Mädchen den Aufenthaltsort seines Schatzes wissen, so nahm es in der 10000 Ritternacht einen Zweig von der Haselstaude und umtanzte diesen mit den Worten „I spring umanä Haslis Zwei, I suach mi Büabli, wo es sei!“. Wo sich nun der Geliebte auch rumtreiben mochte, er musste mit einem Jauchzer antworten – so ein Brauch aus der Schweiz.
Weitere Bräuche:
Ein Mädchen, das sechs Haselnüsse an einem Stiel findet, wird bald eine Braut.
Wenn man mit dem kleinen Finger einen Haselzweig abbricht, verheiratet man sich noch im Laufe des Jahres (Frankreich, Haute-Bretagne).
Wenn es viele Haselnüsse im Herbst gibt, gibt es an Fasnacht viele Hochzeiten.
Beim Hochzeitsmahl bewirft man sich gegenseitig mit Haselnüssen; findet sich darunter eine Haselnuss mit doppeltem Kern, so wird aus Bursche und Mädchen ein Paar.
Dem Brautpaar werden Haselnüsse angeboten und neben dem Brautbett wird ein Korb mit Haselnüssen gestellt (Frankreich).

Bei den Südslaven isst das sterile Weib einen Wurm, den sie auf der Haselnuss findet.
Ein steriles Weib soll man mit einer Haselrute schlagen.
Die Kuh, die zum Stier geführt wird, bekommt drei Schläge mit der Haselrute.
Damit die Pilze im Wald gut wachsen, wird der Schwammerlplatz mit einer einjährigen Haselrute geschlagen.
Von den Mädchen wird zu Mai eine Haselrute gesteckt. Schlägt die Rute aus, so sagt man zur Magd: „Bei dir ist's auch net sauber, bei dir kanns heuer noch ebbes geben“.
Aus dem Blühen der Hasel schließt man auf die Fruchtbarkeit des Jahres.

Der dörfliche Brauch in der Nacht zum 1. Mai seiner Liebsten ein Birkenstämmchen vor das Kammerfenster zu stellen, konnte einem Mädchen, das „leicht zu haben“ war, einen Haselstrauch vor ihrem Fenster bescheren und sie somit dem Spott des gesamten Dorfes preisgeben.

Orakel und andere Zaubereien:
Einem Volksglauben nach wurden Wünschelruten zum Auffinden von verborgenen Schätzen, Quellen und Metalladern nur aus der Hasel geschnitten. Diese gegabelten Zweige durften nicht mit Eisen geschnitten werden und nur zu bestimmten Zeiten: Fastnacht, Dreikönig oder an Johanni. Beim Schneiden der Wünschelrute musste man folgenden Spruch aufsagen: „Ich schneid dich, liebe Ruthen / Daß du mir mußt sagen, / Um was ich dich tu fragen. / Und dich so lang nit rühren, / bis du die Wahrheit tust spüren.“

Dem Volksglauben, dass unter Haselstauden Schätze verborgen liegen oder dass Haselstauden den Eingang zu Schatzhöhlen anzeigen sollen, liegt wohl der Umstand zugrunde, dass die männlichen Blüten goldgelb stäuben. „O seht, vorbei ist Winters Weh – Die Hasel streut Goldstaub auf den Schnee“.

Um einen nicht Anwesenden prügeln zu können, schlägt man auf ein Kleidungsstück des Gemeinten, oder auf ein eigenes Kleidungsstück, ein.
Damit ein Dieb die gestohlenen Sachen zurückbringt, macht man ein Feuer aus Haselholz, stellt Wasser darauf und wirft drei Eier einer schwarzen Henne hinein. Danach schlägt man das Wasser unter Beschwörungsworten mit einer Haselrute. Diese Schläge treffen den Dieb und er wird das Gestohlene zurückbringen.
Ein Rezept aus dem 16. Jahrhundert (Stadtarchiv Braunschweig) zeigt, wie man Eier vom Teufel erhalten kann: Man nimmt einen Stein und geht damit unter einen Haselstrauch. Dort kratzt man mit dem linken Fuß vor dem Busch ein Loch und wirft in aller Teufels Namen den Stein hinein. Danach geht man dreimal um den Busch, bleibt dann still stehen und sagt: „Belsebuck, ich sta hir inth westen, Kum, bring mich hier eier in dath nest“.
Streicht man mit dem an Georgi zum Austreiben des Viehs benutzten Haselstab über eine der eigenen Milchkühe und denkt dabei an die Milchkühe des Nachbarn, so geht die Milch der Nachbarskühe auf die eigenen über.
Wenn jemand im Haus stirbt, muss man den Wein im Keller mit einer Haselrute umrühren, sonst wird der Wein sauer.
Damit man im folgenden Jahr kein irdenes Geschirr zerbricht, darf man am Christtag keine Haselnüsse essen.

Für manche Zaubereien wurde ausdrücklich eine „weiße“ Hasel vorgeschrieben. Botanisch lässt sich die Existenz einer weißen Hasel nicht belegen. Nach der Beschreibung eines Sennen hat die „weiße Hasel“ eine weiße Wurzel, treibt etwa zwei Wochen früher ihre Knospen und Blätter aus als die „gewöhnliche“ Hasel, die Blätter sind heller mit einer weißen Unterseite und die Haselnuss ist länglich geformt. Es wird angenommen, dass es sich hierbei um eine Verwechslung mit der Haselwurz (Asarum europaeum) handelt. So wurde die „weiße“ Hasel als antikonzeptives Mittel genannt, ebenso als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch.

Magische Eigenschaften:    Glück, Fruchtbarkeit, Schutz, Schutz gegen Blitzeinschlag, Wünsche, Divination
Magische Verwendung:    Die Haselnuss symbolisiert den ewigen Kreislauf von Leben und Tod und ist der Göttin zugeordnet, sie steht für Weisheit und Heilung.

Zauberstäbe (Wand, Staff) können aus der Hasel hergestellt werden. Wünschelruten werden aus gegabelten Ästen der Hasel hergestellt.

Haselnuss-Zweige im Fensterrahmen sollen das Haus vor Blitzeinschlag bewahren. Eine Krone aus Haselnuss-Zweigen geflochten und aufgesetzt soll Wünsche erfüllen können und aufgefädelte Nüsse im Hause aufzuhängen soll Glück bringen. Um die eigene Fruchtbarkeit zu steigern, soll man eine Haselnuss bei sich tragen.

Für Divinationen werden Haselnussholz zusammen mit Salbei und Lorbeer geräuchert.

 

Planet:     Sonne, Merkur
Element:    Luft
Geschlecht:    männlich
Götter:    Merkur, Thor, Artemis, Diana, Brighid

 


Weitere Bilder (werden in einem neuen Fenster geöffnet):

Haselnuss
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Haselnuss
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