gelber Enzian

 


Botanischer Name:   Gentiana lutea L.
Familie:   Enziangewächse (Gentianaceae)
Deutscher Name:   Enzian, gelber
dt. Synonyme:   Anzianwurzel, Bergfieberwurzel, Bitterwurzel, Butterwurz, Darmwurzen, Gelbsuchtwurzen, Halunkenwurz, Istrianswurzel, Jänzene, Jäuse, Sauwurz, Zergang, Zinzalwurz
Etymologie:   Vom althochdeutschen Wort "encian", entlehnt vom lateinischen "gentiana" (14. Jahrhundert). Geht evtl. zurück auf König Gentian.
Englischer Name:   Gentian
engl. Synonyme:   Bitter Root, Yellow Gentian
Vorkommen:    Der Enzian ist eine Gebirgspflanze. Er ist unter anderem in den Alpen zu finden, kommt aber auch in Spanien, Frankreich und dem Balkan vor.
Der gelbe Enzian steht unter Naturschutz. Der Grund ist, dass er früher vor allem auf Kuhweiden zu finden war und vor allem für die Herstellung von Kräuterbitter verwendet wurde. Dadurch wurde die Pflanze fast ausgerottet.
   

© Dr. Astrid Kettling / PIXELIO


Aussehen:    Die Wurzel des Enzians kann bis zu einem Meter lang werden. Das Charakteristikum der Wurzeln ist, dass diese außen braun und innen eine gelbliche Farbe besitzen. Verwechslungsgefahr besteht im nicht blühenden Zustand mit dem weißen Germer, der giftig ist. Seine Blätter sind jenen des Enzians ähnlich, unterscheiden sich aber darin, dass diese deutlich kürzer und innen weiß sind.
Die ersten Blätter des Enzians kommen im Frühling hervor. Sie lassen sich daran erkennen, da sie spitz und groß sind. Vom Aussehen her erinnert der Gelbe Enzian ein wenig an die Königskerze. Seine Blätter wachsen in Etagen nach oben, die Blüten sind in die Blätter eingebettet. Der Enzian kann bis zu 60 Jahre alt werden, seine erste Blüte erreicht er aber erst nach ungefähr zehn Jahren.
Blütezeit:     Ab Juni bis Anfang August
Sammelzeit:     Herbst
Verwendete Teile:    Wurzel
Inhaltsstoffe:    Bitterstoffe, Gerbstoff, Gerbsäure, Gentianose, Gentiopikrin, Inulin, Schleim, Zink

 

Zubereitungen:    Die Wurzel des Enzians wird wegen der Bitterstoffe zur Beschleunigung der Verdauung, bei Völlegefühl, Blähungen, aber auch zur Behandlung von Appetitlosigkeit verwendet.

Die innerliche Anwendung erfolgt meistens als Tee. Man nimmt einen halben Teelöffel der Enzianwurzel, was etwa einem Gramm entspricht und übergießt diese mit 150 Milliliter siedendem Wasser. Fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, danach abseihen. Dieser Tee wird kalt oder lauwarm eine halbe Stunde vor dem Essen zur Appetitanregung getrunken. Wird er zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden eingesetzt, nimmt man ihn eine halbe Stunde nach dem Essen zu sich.
Heilwirkung:    Durch die Bitterstoffe wird die Bildung der Magensäfte angeregt. In der Bachblüten-Therapie kommt der blau-violette Enzian zum Einsatz.
Andere Anwendungs- und Wirkungsbereiche:    Zur Vorbeugung gegen Erkältungen, menstruationsfördernd
Volksmedizinische Verwendung:    Appetitanregend, gegen Sodbrennen, wirkt leicht abführend. Er wurde früher auch gegen Ohnmacht und bei kalten Füße und Händen eingesetzt.
Medizinische Verwendung:    Verdauung
Geschichtliches:    Der lateinische Name des Enzians soll vom König Gentian, dem letzten König des illyrischen Volksstamm der Labaeten kommen. Die Wurzel wurde unter anderem bereits von vom griechischen Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) oder vom römischen Schriftgelehrten Plinius dem Älteren (23 bis 79 v. Chr.) in seinem Werk „Naturalis historia“ empfohlen. Man setzte sie gegen Bisse giftiger Tiere, gegen Seitenstechen, bei Krankheiten der Leber und des Magens sowie gegen Fieber und bei Krämpfen ein.
Sonstiges:    Die Pflanze ist geschützt. Wild wachsende Pflanzen sollten nicht gesammelt werden, jedoch wird die Wurzel in der Apotheke angeboten.


ACHTUNG!!!
Bei hohem Blutdruck und in der Schwangerschaft sollte auf die Verwendung verzichtet werden.
Da durch die Bitterstoffe die Magensäure-Produktion angeregt wird, sollten Personen, die unter einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür leiden, auf den Einsatz des Enzians verzichten.
Vereinzelt kann der Gelbe Enzian auch Kopfschmerzen hervorrufen.

 

Brauchtum:   

Im Brauchtum hatte der Gelbe Enzian fast keinerlei Verwendung - bis auf den Umstand, dass er, aber auch alle anderen Enzian-Arten, als Mittel gegen die Pest galt.
Als Zauberpflanze verwendet wurde hingegen der Kreuz-Enzian oder auch Kreuzblättrige Enzian, der ebenfalls zur Gattung der Enziane gehört. Er wurde zum Beispiel als Aphrodisiakum eingesetzt, musste aber dafür am Johannistag (24. Juni) oder an einem Samstag in der Früh ausgegraben werden.
Die Wurzel des Kreuz-Enzians ist gespalten, was wohl einerseits ein Hinweis auf ihre Verwendung als Aphrodisiakum sein dürfte (Erinnerung an die weibliche Vulva), andererseits glaubte man auch, dass man im Kampf nicht verwundet würde, wenn man diese Wurzel am Hals trüge (Erinnerung an einen Speer).
Der Kreuz-Enzian und auch andere ihm ähnliche Enzian-Arten wurden auch gegen Viehseuchen eingesetzt. So gaben die Hirten den Kreuz-Enzian ihren Schweinen ins Futter, um sie vor Schweinesterben zu schützen. In der Schweiz wurde der Enzian als Schelmenkraut verwendet, wenn die Tiere von Spinnen gebissen wurden.
Bereits seit dem Mittelalter wurde der Enzian gegen Hundebisse eingesetzt.
Der Frühlingsenzian sollte genau so wie andere blaue Blumen, Gewitter anziehen können. In Süddeutschland gab es den Aberglauben, dass er nicht abgerissen werden dürfe, da sonst der Blitz einschlagen würde. Auch gab es den Glauben, dass jemand sterben würde, wenn man den Frühlingsenzian abreißt - er galt daher als Totenblume. Da er im Frühling blüht, sagte man von ihm und auch von anderen Frühlingsblumen, dass man Sommersprossen bekäme, wenn man daran riecht.

Magische Eigenschaften:    Liebe, Kraft
Magische Verwendung:    Der Gelbe Enzian wird Räucherungen und Kräutersäckchen hinzu gefügt. Verwendet man ihn bei eben diesen Räucherungen oder Säckchen, gewinnen die Mischungen dadurch noch mehr an Kraft. Der Gelbe Enzian gilt auch als Mittel gegen Flüche.

 

Planet:     Mars
Element:    Feuer
Geschlecht:    männlich
Sternzeichen:    Jungfrau

 


Weitere Bilder (werden in einem neuen Fenster geöffnet):

gelber Enzian
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gelber Enzian
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gelber Enzian
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Enzianwurzel
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