Alraune

  

SEHR GIFTIG !!!


Botanischer Name:   Mandragora officinarum / Mandragora officinalis / Atropa mandragora
Familie:   Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Deutscher Name:   Alraune
dt. Synonyme:   Alraun, Alraunmännchen, Alruncke, Dollwurz, Gemeine Alraune, Alruneken, Arun, Mandragora, Galgenmännchen, Doowurz, Drachensuppe, Hoden des Dämon, Halbmenschenpflanze, Meister des Lebensatems, Menschkraut, Oraunl, Springwurz, Uraundl, Wurzelknecht, Zauberwurzel
Etymologie:   Leitet sich vom vermutlich von althochdeutschen "Alb-raunen" ab, also heimliches Flüstern ("raunen") eines Alben (Elfen). Nach Grimm von der altgermanischen Seherin "Alruna".
Englischer Name:   Mandrake
engl. Synonyme:   Alraun, Anthropormorphon, Baaras, Brain Thief, Ciceium, Circoea, Gallows, Herb of Circe, Ladykins, Mandragen, Mannikin, Mandragor, Racoon Berry, Semihomo, Wild Lemon, Womandrake
Vorkommen:    Die Alraune hat ihre Heimat im europäischen Mittelmeerraum, wo sie an steinigen und öden Plätzen und an trockenen Flussufern wächst. Mittlerweile ist sie auch in Mitteleuropa eingebürgert, wo sie in milden Gegenden auch winterhart ist.
   

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Aussehen:    Die Alraune ist eine niedrige, mehrjährige Pflanze, deren Wurzel bis zu 60 Zentimeter lang werden kann und dick-fleischig ist. Die Form der Wurzel ist spindel- bis möhrenförmig, einfach oder verzweigt und meistens zweiteilig. In getrocknetem Zustand ist die Wurzel außen graubraun, gefurcht und runzelig. Das Wurzelinnere ist gelblich-weiß. Die Blätter der Alraune sind kurzgestielt, eiförmig-länglich und oftmals gekerbt-gezähnt. Die Blüten haben einen 5-spaltigen Kelch und eine grüngelbe Krone. Die herbstblühende Varietät der Alraune (Mandragora officinarum var. autumnalis - Herbstalraune) trägt hingegen kleine, lilafarbene Blüten. Die Früchte sind kleine kugelige Beeren, die einen Durchmesser von 2 bis 4 Zentimeter haben.
Blütezeit:     Frühjahr und Herbst
Verwendete Teile:    Wurzel, aber auch Früchte und Blätter
Inhaltsstoffe:    Die Hauptwirkstoffe der Alraune sind Alkaloide (Scopolamin, Atropin, Hyoscyamin), sowie Mandragorin, Belaradin und Nor-Hyoscyamin (Solandrin)

 

Zubereitungen:    Die Wurzel wird nach dem Tragen der Frucht geerntet, geschnitten und getrocknet.
Anwendung in der Naturheilkunde:    Heute wird die Alraune nur noch höchst selten verwendet. Allerdings wird sie zum Teil heute noch für Umschläge oder Pflaster bei rheumatischen und arthritischen Beschwerden oder aber auch als Abkochung bei der Behandlung von Geschwüren verwendet.
Anwendung in der Homöopathie:   In Tablettenform (2,5 Milligramm) wird die Alraune bei Bettnässe, Blasenkrampf, Schüttellähmung und Schlaflosigkeit angewandt.
In einer Potenz von D3-D6 findet sie Verwendung bei starken Husten mit Auswurf und bei Heiserkeit.
Geschichtliches:    Die getrocknete Rinde der Alraunenwurzel galt bereits bei den Römern als Aphrodisiakum, wurde aber auch als Schmerz- und Betäubungsmittel eingesetzt. Vermutlich wurde sie auch dazu verwendet, um Geisteskrankheiten zu heilen.

Zu allen Zeiten, bis in unsere heutige Zeit hinein ranken sich viele Volksmythen um die Alraune, besonders in ihren magischen Eigenschaften.
Sonstiges:    ACHTUNG!!!

Die Alraune ist in allen Teilen höchst giftig. Die innerliche und äußerliche Anwendung darf nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Außerdem muss bedacht werden, dass die Alraune in einigen Ländern gesetzlichen Bestimmungen unterliegt.

Die Vergiftungserscheinungen sind ähnlich der Tollkirsche! So treten innerhalb einer viertel Stunde psychomotorische Unruhe, allgemeine Erregung (nicht selten auch sexueller Natur), Rededrang, starke Euphorie (Heiterkeit, Lachlust), aber auch Weinkrämpfe, Lähmungserscheinungen, starker Bewegungsdrang, Ataxie, Umnebelungsgefühl, Ideenflucht, Irrereden, Schreien, Halluzinationen bis hin zu Tobsuchtsanfällen, Wut und Raserei auf.
Nicht selten treten auch Zuckungen oder allgemeine klonische (epileptieforme) Krämpfe auf. Des Weiteren treten auch Schwindel, starke Beschleunigung und Vertiefung der Atmung, heftiges Herzklopfen, Blutdrucksteigerung und eine Erweiterung der Pupillen auf. In seltenen Fällen kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen.

Ist die Vergiftung schwer, so treten des weiteren folgende Symptome auf:
Völlige Aufhebung des Sehvermögens, Sprachstörungen bis zum Sprachunvermögen, scharlachrote, heiße und trockene Haut, stark erhöhte Körpertemperatur, Trockenheit der Schleimhäute (Mund, Nase, Kehle), Schluckstörungen.

In Folge kommt es dann allmählich zu Bewusstlosigkeit und Erschöpfung in Folge der Erregung und der Krämpfe, und kann bis zu einem narkoseähnlichen Schlaf führen. In diesem narkoseähnlichen Schlaf kommt es dann dazu, dass infolge der einer fortschreitenden Atemschädigung die Gesichtsröte einer Blaufärbung der Haut (Cyanose) weicht.

Es können nun zwei Fälle eintreten:
1. Der Vergiftete kommt von allein wieder zu sich und verlässt somit das Lähmungsstadium um sich dann allmählich wieder zu erholen. 
oder:
2. Der Lähmungszustand dauert an und es tritt unter dem Fortschreiten der Lähmung und der Atemschädigung erst das Koma und schließlich der Tod ein.

 

Geschichtliches / Brauchtum:    Die einem stilisierten Menschen ähnliche Wurzel hat zu allen Zeiten die Menschen fasziniert. Ihr Aussehen und auch ihre Giftigkeit (die sie mit allen anderen Nachtschattengewächsen gemein hat) haben vielleicht im Lauf der Zeit dafür gesorgt, dass sie auch in der Zauberei eine große Rolle spielt, besonders wegen ihrer Wirkung auf den Körper und den Geist.

Fehlt die Alraune, so kann diese durchaus von anderen Nachtschattengewächsen ersetzt werden, wie zum Beispiel der Zaunrübe, der Tollkirsche oder der Skopolie. In späterer Zeit wurden an Stelle der giftigen Pflanzen ungiftige, wie das Knabenkraut und die Schwertlilie verwendet. Ihnen verhalf die Form ihrer Wurzelknollen dazu, dass sie in die Liste der Ersatzstoffe aufgenommen wurden.

Die Heimat der Alraune ist der Orient, von dem sie durch Händler auch nach Deutschland kam. Die verschiedenen Vorstellungen über die Alraune wurden insbesondere durch die gelehrte-magische Literatur weiter verbreitet und vermischten sich dann mit den bereits vorhandenen Vorstellungen über andere Zauberpflanzen, wie dem Farn oder das Knabenkraut. Im germanischen Bereich wurde dies noch mit den Vorstellungen über Hausgeister und Kobolde vermischt, die zu Reichtum verhelfen sollten.

Zur Zeit der alten Ägypter war die Mandragora ebenfalls schon bekannt, was eine Darstellung in einem Grab aus der XVIII. Dynastie bezeugt. In wie weit sie dort jedoch zu magischen Zwecken verwendet wurde, lässt sich jedoch bisher nicht feststellen.

Auch beim jüdischen Volk ist die Legende über die Alraune bekannt und auch der in der Genesis vorkommenden Pflanze 'dudaim' , die eine aphrodisische Wirkung haben soll, wird als Alraune gedeutet.

Was die Verwendung der Alraune in der Antike anbelangt, so ist oft nicht ganz klar, ob die antiken Schriftsteller die Alraune beschrieben, oder aber ein anderes Nachtschattengewächs (z. B. die Tollkirsche), da diese vermutlich zum Teil selbst nicht differenzieren konnten, welche Pflanze botanisch unter Mandragora zu verstehen sei. Deshalb kann angenommen werden, dass die Legenden um die Alraune ihren Ursprung nicht unbedingt in Griechenland haben.

Die bei Theophrastos von Eresos (griechischer Philosoph und Naturforscher - 390 bis 287 v. Chr.) erwähnte Alraune soll z. B. die Tollkirsche sein. Theophrastos berichtet von ihr, dass sie für Schlafmittel und für Liebestränke gebraucht wurde, wobei der Wurzelgräber die Pflanze dreimal mit einem Schwert umschreiben und sie dann mit dem Gesicht nach Westen ausgraben muss. Andererseits sollte derjenige auch im Kreis um die Pflanze herumtanzen und dabei viel über Liebesdinge (ein Hinweis auf die aphrodisische Wirkung) reden. Allerdings schrieb er auch, dass diese Angaben wohl windige Legenden der Wurzelgräber seien.

Von Pedanios Dioskurides (griechischer Arzt und der berühmteste Pharmakologe des Altertums aus Anazarba in Kilikien - Türkei) ist in der "Materia Medica" (sein medizinisches Hauptwerk, das über 1.000 Arzneimittel erfasst und bis ins 16. Jahrhundert hinein verwendet wurde) eine ausführliche Abhandlung über die Alraune erhalten, in der er ausführlich die physiologische Wirkung und dem Aussehen der Alraune beschreibt. Allerdings hielt er die magischen Eigenschaften der Alraune wohl für unwesentlich, weil er nichts davon schriftlich fixierte. Das bei ihm verwendete Pseudonym Circaia (=Kraut der Circe) sowie die Darstellung der Alraune in alten Schriften lässt jedoch den Schluss zu, dass eine magische Verwendung bekannt war. Er lebte zirka 40 bis 90 n. Chr. 

Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) überlieferte in seiner "Naturalis Historia" eine Abschrift der von Theophrastus erhaltenen Schrift.

Photographer: Howard, R.A., © Smithsonian Institution http://www.nmnh.si.edu/

Die Quelle des im Mittelalter verbreiteten Alraunglaubens stammt von Flavius Josephus, der 37 n. Chr. geboren wurde und ist eine Stelle aus seiner Geschichte über den jüdischen Krieg. Darin schreibt er, dass in dem Tal Baar, welches die Stadt Machärus einschließt, eine wunderbare Wurzel wächst, die nach dem Tal benannt ist, von flammend roter Farbe ist und Abends rote Strahlen auswirft. Diese Wurzel auszureißen sollte sich sehr schwer gestalten, weil sich die Wurzel entzieht und nur dann still steht, wenn sie mit Urin oder Blutfluss (Menstruationsblut) beträufelt wird. Außerdem sei jeder, der sie aus dem Boden reißen will, dem Tod geweiht, es sei denn, dass man sie ringsum ausgräbt, so dass nur noch ein kleiner Rest in der Erde verborgen ist. Dann bindet man einen Hund dran und lässt den Hund die Wurzel herausziehen. Der Hund stirbt statt des Menschen und der könne dann die Wurzel unbeschadet aufnehmen. Diese Umstände würden die Menschen deswegen auf sich nehmen, so Flavius, weil ihr die Eigenschaft zugesprochen wurde, die Menschen vor Dämonen, bzw. bösen Geistern zu schützen, welche von den Lebenden Besitz ergreifen und sie töten können, wenn dieser nicht schnell genug Hilfe erhalten würde. Die Alraunwurzel hätte die Macht, allein durch ihre Nähe die bösen Geister auszutreiben.

Wie schon erwähnt, beziehen sich die meisten Schriften (besonders die medizinischen) des Mittelalters bezüglich des Ausgrabens der Alraunwurzel auf die Aussagen von Flavius Josephus, dafür seien als Beispiele die Handschriften des Dioskurides und vor allem des (Pseudo-) Apuleius aus dem 5./6. Jhd. n. Chr angegeben.

Eine ausführliche Abhandlung über die Alraune schrieb Hildegard von Bingen (1098-1179 n. Chr.) in ihren "Causae et Curae" ("Liber compositaemedicinae de agritudinem causis, signis atque curis"). Sie hielt in ihrer Schrift fest, dass in der Alraune, wie keine andere Pflanze sonst, auf Grund ihrer Menschenähnlichkeit der Teufel wohne. Hatte man die Pflanze aus dem Boden gezogen, so musste man sie schnellstmöglichst in eine Quelle legen (den sogenannten Queckborn), in der sie einen Tag und eine Nacht verbleiben sollte. So würde der Teufel und alles Böse aus ihr heraus ziehen. Wer die Alraune in solcher Art behandele, der könne sie für magische Zwecke einsetzen. So sollte ein Mann, der in Folge eines magischen Eingriffes unenthaltsam ist, eine "weiblich Alraune", die in Quellwasser gereinigt wurde, zwischen Brust und Nabel anbinden. Dann die Frucht (wobei nicht klar ist, ob es sich hierbei um die Wurzel handeln soll) in zwei Teile schneiden und über die Lenden binden. Außerdem sollte er anschließend die linke Hand des Alrauns (wobei hier auch nicht wirklich gesichert ist, was genau darunter zu verstehen ist) zerreiben, mit etwas Kampfer vermischen und dann essen. Er würde dann von diesem Zauber geheilt werden.

Menschen, die an Melancholie leiden, sollten eine in der Quelle gereinigte Alraunwurzel nehmen und sie so lange mit ins Bett legen, bis diese vom eigenen Schweiß und der Körperwärme warm geworden ist. Anschließend sollte er sprechen: "Gott, der du den Menschen aus Erde ohne Schmerzen geschaffen, jetzt lege ich dies in diese Erde, die niemals gesündigt, neben mich, damit auch mein irdischer Leib den Frieden fühle, wie du ihn geschaffen." Wer keine Alraune hat, dem empfiehlt Hildegard von Bingen als Alternative Buchentriebe.

Als weitere Autoren, die die Alraune zwar beschreiben, aber nicht auf abergläubische Praktiken hinweisen, seien hier Albertus Magnus (um 1200 in Lauingen an der Donau bis 1280 in Köln) und Konrad von Megenberg (1309 in Mäbenberg bei Nürnberg bis 1374 in Regensburg), genannt.

Allerdings geben die Kräuterbücher aus dem 16. Jahrhundert mehr oder weniger ausführliche Hinweise auf die magisch-abergläubischen Praktiken sowie Hinweise über die Herstellung der Alraune, über Fälschungen und ähnliches. 

Im Deutschland des Mittelalters florierte der Handel mit Alraune-Figuren. Vermutlich wurden zwar hin und wieder echte Alraune-Figuren durch Reisende aus dem Orient importiert, aber es scheint wohl eher gesichert zu sein, dass die in Deutschland gebrauchten Alraune-Figuren aus den Wurzeln einheimischer Pflanzen hergestellt wurde. Es finden sich viele Hinweise darauf, dass Wurzeln des Enzians, der Zaunrübe, des Blutwurz oder auch des Wegerichs an Stelle der echten Alraune verwendet wurden. Im Unterschied zu den im Orient gefertigten Alraune-Figuren waren die aus Deutschland "angezogen" und ihre Form war sehr verschieden. Normalerweise hatten sie eine Länge von einer Handbreite, allerdings soll es auch welche gegeben haben, die einige Fuß lang gewesen sein sollen. Des weiteren wurden natürlich auch männliche und weibliche Alraunen voneinander unterschieden. Heute noch finden sich solche Alraune-Figuren in Privatbesitz oder in Museen, wie zum Beispiel im Märkischen Museum Berlin oder dem pflanzenphysiologischen Institut München. 1690 wurde ein Mann Hartmann Hanß mit Namen angeklagt, auf dem Zurzacher Markt in der Schweiz eine "Allraune" für 100 Taler angeboten zu haben.

Neben anderen Krämern und Gauklern waren die "Alraun-Krämer" bekannte Verkäufer auf Märkten. So wurde in Cölln bei Meißen das Stück Alraune für bis zu 10 Taler angeboten und verkauft. Ebenso bot das Warenhaus Wertheim in Berlin am Anfand des 16. Jahrhunderts sogenannte "Glücksalraunen" an, die zu einem Preis von 2,25 Mark verkauft wurden. Diese Glücksalraunen bestanden aus Allermannsharnisch und waren in einem Medaillon eingeschlossen. Diesem Medaillon war ein Zettel beigelegt, der versprach, dass es dem Träger dieser Glücksalraune, Reichtum, Glück und Gesundheit verschaffen werde, die Liebe einer Person gewähre und auch gegen den Inkubus als auch den Sukkubus schützen würde und dabei helfe, verborgene Schätze zu finden und bei Prozessen zum Gewinn verhelfen zu können.

Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Goldap (Ostpreußen) Wurzelstücke der gelben Schwertlilie als "Glückswurzel" verkauft. Für 10 bis 50 Pfennig pro Stück. Diese "Glückswurzeln" sollten den Trägern Reichtum und Kindersegen bringen und fand bis nach Berlin einen Absatzmarkt.

Schließlich darf nicht vergessen werden, dass die Alraune auch in den Hexenprozessen nicht selten eine Rolle gespielt hat. So wurde in einem Hexenprozess in Rottenburg (Württemberg) im Jahre 1650 von einem Angeklagten behauptet, dass ein Mann, dem es an Geldmitteln mangele, sich in einen Wald begeben, nackt ausziehen und dann seinen Samen in ein kleines Geschirr geben und dieses dann in der Erde vergraben solle. Aus diesem würde dann etwas entstehen, dass dem Mann dabei helfe, jeder Zeit an passendes Geld zu kommen. Hier spiegelt sich der Glauben wieder, dass aus dem Samen (von Gehängten) Alraune wachse.

Zur Gewinnung der Alraunenwurzel gab es unterschiedliche Ansichten. Die wohl Bekannteste scheint die des Herausziehens mit Hilfe eines (am besten schwarzen) Hundes, wie es von Flavius Josephus überliefert und über Generationen weiter verbreitet wurde.

Ein weiterer Name, unter dem die Alraune bekannt ist, ist "Galgenmännchen". Diesen Namen erhielt die Alraune aus dem Glauben, dass die Alraune aus dem Sperma oder dem Urin von gehängten Dieben unter dem Galgen wachsen würden. Wer diese Alraunen ausgrub, der musste besonders auf den Schrei des Galgenmännchens Acht geben, dem nachgesagt wurde, so schrecklich zu sein, dass jeder, der diesen Schrei hören würde sofort stürbe. Damit man diesem entging, mussten entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Wer diese Alraune ausgraben wollte, der musste dies an einem Freitag noch vor Sonnenaufgang tun, wobei er sich die Ohren vorher mit Baumwolle, Pech oder Wachs verschloss. Außerdem musste er mit einem schwarzen Hund losgehen.
Hatte er die Alraune erreicht, musste er vor Beginn des Ausgrabens erst drei Kreuze über der Alraune machen und anschließend den Hund mit dem Schwanz an die Alraune binden. Diese würde dann, wenn der Wurzelgräber davon ging, hinter diesem her laufen und dann die Alraune herausziehen und durch den Schrei des Alraunemännchens sterben.

Leonhard Thurneysser (geb. 1531 in Basel; gest. 1595 bei Köln) schrieb in einem Gedicht:
"der grabt Alrauna undrem Gerich
Loufft weck das ers hör schreien nicht"
... das diesen Glauben wiederspiegelt.

Die Alraune solle noch bis ins Jahr 1820 unter dem Hochgericht auf dem Leinberg (Göttingen) mit Hilfe von schwarzen Hunden gewonnen worden sein, die hier den Namen „Alruneke“ trug.

In Deutschland war der Glaube verbreitet, dass die Alraunenmännchen besonders auf dem Falkenberg und in der Muskauer Heide in Lausitz wachsen. Diese sollten bei Mitternacht am Abend der Johannisnacht ausgegraben werden, wobei das Alraunenmännchen einen Schrei ausstoßen würde, von dem sich der Ausgräber aber nicht erschrecken lassen darf. Ähnlich wie beim Knabenkraut lässt sich hier der Glauben an das sogenannte "Johannishändchen" verfolgen.

In weiteren Schriftzeugnissen heißt es, dass die Alraune unter einem dreigipflichen Haselstrauch gegraben werden müsse, bzw. dass man sie dort findet, wo eine Mistel auf einem Haselstrauch wächst. 

Im Volksglauben war die Alraune vor allen Dingen als Glück und Reichtum bringend bekannt und beliebt. So sollte sich ein Geldstück, dass man über Nacht zu einem Stück Alraune legte, sich bis zum Morgen verdoppelt haben und so sich der Reichtum seines Besitzers mehren. Das Alraunmännchen, so sagt der Glaube auch, würde das Geld durch den Schornstein herein bringen. In Dortmund sagte man einem Menschen, dessen Reichtum sich in kurzer Zeit vermehrte, nach: „De hat´n Arun!“. Einen ähnlichen Ausspruch soll es in Wien für Menschen geben, die ein glückliches Händchen im Spiel haben. Dort heißt es: „Der muss a Oraunl im Sack haben.“

Ebenso häufig wie Reichtum und Glück wird der Alraune eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, weswegen sie ebenfalls sehr beliebt war. Vermutlich kommt dieser Volksglauben aus dem Orient. Auch heute wird ihr vor allem im kleinasiatischen Raum nachgesagt, ein unfehlbares Aphrodisiakum zu sein.

Eine weitere Eigenschaft, die der Alraune nachgesagt wurde, ist die Erleichterung von Geburten. Aus dem Bergischen ist bekannt, dass schwangeren Frauen empfohlen wurde, immer eine Alraune bei sich zu tragen, damit die Geburt erleichtert würde.

Außer der ihr zugedachten Eigenschaften wurde die Alraune in vielen Orten auch für eine Art Hausgeist, Teufel (mit dem man Bündnisse eingehen konnte), böse Geschöpfe, die Menschen und Tiere quälen konnten (als Beispiel seien hier die niederösterreichischen „Uraundeln“ und „Tragerln“ genannt) gehalten, der dem Menschen zum Teil recht übel mitspielen konnte. Aus Althessen ist bekannt, dass die Familie des Freiherren von Riedesel eine Alraunpuppe in einem gläsernen Kästchen aufbewahrten, dem nachgesagt wurde, an ihm ablesen zu können, was einem Familienmitglied widerfahren würde. Brach sich jemand zum Beispiel ein Bein, so hatte auch das Alraunmännchen ein gebrochenes Bein.

Die aus Niederösterreich stammenden “Uraundeln“ und “Tragerln“ werden einerseits als böse, andererseits aber wiederum als gute Wesen bezeichnet. Wurde ein Mensch von den bösen Geistern geplagt, so machten diese das Vieh krank und ließen die Milch der Kühe versiegen. Traf ein Mensch aber auf einen guten Geist, so verrieten diese ihm allerlei Geheimnisse. Diese musste man dann in einer Flasche oder einem Karton aufbewahren, den man an einen geheimen Ort versteckte.

Weiterhin war der Glaube verbreitet, dass zum Einen dem Besitzer einer Alraune bei seinem Tod Brot und Geld mit ins Grab gegeben werden musste, zum Anderen aber auch, dass die Seele des Alraunen-Besitzers nach dessen Verscheiden dem Teufel gehörte, da dieser dem Teufel durch den Besitz verfallen war. Diesem Schicksal konnte dieser aber entgehen, wenn er die Alraune verschenken konnte.

Die Alraune ist auch in der deutschen Literatur ein immer wiederkehrendes Thema. So seien hier Hans Sachs und Johann Wolfgang von Goethe genannt. Letzterer lies Mephisto in „Faust“ sagen:

„Da stehen sie umher und staunen, 
Vertrauen nicht dem hohen Fund, 
Der eine faselt von Alraunen, 
Der andere von dem schwarzen Hund“

Natürlich lässt sich die Spur des Alraun-Glaubens auch außerhalb Deutschlands verfolgen und in vielen Ländern ist er bis heute noch lebendig. Vor allen Dingen im Orient, der Heimat der Alraune. Sowohl in China als auch in Griechenland werden ihr heute noch magische Kräfte zugesprochen, während armenische Überlieferungen auch die Methode des Alraun-Ziehens mit Hilfe eines schwarzen Hundes kennen. In Russland ist die Alraune unter den Namen „Adamowa golowa“ (Adamshaupt) und „pevenka trava“ (= das Kraut, das [beim Herausziehen aus der Erde] schreit) bekannt und soll aus dem Blut ungetaufter Kinder entstehen, die ermordet wurden. Derjenige, der sie ausreißt oder schneidet, wird von ihr gelähmt und verliert den Verstand. Dies kann umgangen werden, wenn man der Alraune ein Stück Brot, geweihte Butter und ein Kreuz opfert und sie dadurch versöhnlich gestimmt wird.

Auch in der Tschechei ist die Alraunwurzel bekannt, die dort den Namen „hospodáricek“ (Hausväterchen) trägt und ebenfalls für ihre magischen Fähigkeiten berühmt ist.

Ebenfalls nachgewiesen ist der Glaube an die Kraft der Alraune in Frankreich, Rumänien, England, Italien, Niederlande, Island und Skandinavien.

Magische Eigenschaften:    Fruchtbarkeit, Liebe, Schutz, Wohlstand, Exorzismus, Gesundheit, Geld
Magische Verwendung:    

Die Alraune gilt heute noch als eine Zauberpflanze, die besonders bei Schutz und Fruchtbarkeitszaubern Verwendung findet.
Allerdings soll sie sich durch ihre menschliche Form auch besonders gut für Puppenzauber eignen.
Die Alraune wird auch als Wurzelamulett getragen, das gegen Unfruchtbarkeit helfen und einer schweren Geburt vorbeugen sollte.

Eine Alraunenwurzel, die auf ein Kaminsims gelegt wird, soll dem Haushalt Reichtum, Schutz und Fruchtbarkeit bringen.

Um im Schlaf geschützt zu werden, soll die Alraunenwurzel am Kopfende befestigt werden.

Zur Anziehung von Liebe, soll ein Stück Alraunenwurzel am Körper getragen werden, ebenso wenn man sich vor ansteckenden Krankheiten schützen will.

Auch heute wird der Alraune die Macht zu gesprochen, dort wo sie wächst, Dämonen zu vertreiben, weshalb sie als magische Pflanze auch bei Exorzismen verwendet werden kann.

Als Ersatz für die echte Alraunenwurzel können Eschenwurzeln, Äpfel, Zaunrübenwurzel, der Amerikanische Maiapfel und andere verwendet werden.

 

Planet:     Merkur, Uranus, Pluto
Element:    Feuer (Früchte und Blätter) / Erde (Wurzel)
Geschlecht:    männlich
Götter:    Hekate, Hathor, Hel, Circe, Diana, Saturn

 


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Alraune
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geschnittene Alraunewurzel
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