Hekate


Die Göttin Hekate

von Dawnmedos

 

Hekate wurde sowohl von Wissenschaftlern, als auch von Heiden und Hexen in der Literatur meist als sehr dunkel und unheimlich dargestellt. Meist bezog sich diese Darstellung auf die griechisch-römische Dichtung und auf Fehlinterpretationen. Durch neuere Analysen und und Funde zeichnet sich allerdings ein ganz anderes Bild der Göttin ab. Hekate wird nicht mehr als die dunkle grausame Furie gesehen, sondern als eine in ihrem ursprünglichen Wesen eher hilfreiche und segensbringende Göttin, der im Laufe der Zeit immer dunklere Wesenszüge zugesprochen wurden.

Hekate ist vor allem eine Göttin der Schwellen und eine Herrin über die transformierenden Kräfte. Sie wurde mit jenen Plätzen verbunden, die zwischen den Welten liegen: Friedhöfe, Kreuzwege, Türschwellen und Eingänge, Höhlen, Sümpfe, etc. Allerdings ist sie auch verbunden mit den großen Schwellen des Lebens: Geburt und Tod.
Hekate war vor allem eine Göttin des Volksglaubens und hatte wenig Bedeutung im staatlichen Kult (außer in Lagina). 
Sie wurde stark mit der Magie und der Hexerei verbunden- vermutlich wegen ihrer Schwellenfunktion.
Sie wurde auch stark mit der Unterwelt verbunden und galt als Göttin alles Nächtlichen und Herrin über Geistwesen und Daimonen. Obwohl sie im ursprünglichen Sinne wohl eher solare Züge hatte, wird in der späten Antike ihre Verbindung zum Mond stärker betont und man glaubte ihre Macht sei mit den Mondphasen verbunden.

   

Darstellung

  

Die älteste bekannte Darstellung der Hekate kommt aus Athen und wird auf das 6. Jahrhundert vor Christus datiert. Sie wurde als eine attributlose thronende Göttin dargestellt. Nur eine Inschrift verrät, dass es sich bei dieser Darstellung um Hekate handelt. Es gibt noch weitaus ältere Fundstücke, die eine Hekate ähnliche Göttin zeigen, allerdings bestätigt keine Inschrift, ob es sich wirklich dabei um Hekate handelt.

In Kleinasien wurde sie oft als thronende Göttin dargestellt, die von Löwinnen umgeben ist. In Griechenland wurde sie ursprünglich als junge fackeltragende Göttin dargestellt. Später (ab dem 5. Jahrhundert vor Christus) wird die Dreigestallt für sie charakteristisch - doch auch die eingestaltige Darstellung blieb daneben erhalten.

Dreigestalt:

Ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert wird die Dreigestalt für Hekate charakteristisch. Sie wurde dargestellt als drei junge und schöne Frauen, die Rücken an Rücken oder um einen Polos herum stehen. Sie halten verschiedene Symbole in ihren Händen. Die ältesten dieser Symbole sind die Fackel, die Oinoche und eine Frucht (vermutlich ein Granatapfel). Später variieren die Symbole stark, meist trägt sie dann zwei Fackeln, Dolch, Schnur, Peitsche, Phiale, Schale, Schlangen, Blüten und Früchte. In der Spätantike wird sie überwiegend mit den Zauberwerkzeugen dargestellt (Dolch, Schnur, Schlangen, Fackeln).

Die ältesten Darstellungen der dreifachen Hekate zeigen sie in einer für die damalige Zeit unmodischen Frisur und altmodischer Kleidung- vermutlich sollte durch dieses archaische Aussehen der Göttin auf ihr hohes Alter hingewiesen werden.


geschichtliche Belege:

Hekate wird in Hesiods Theogonie als eine überaus mächtige Göttin dargestellt, die vielerlei Segen über den Menschen und auch über andere Götter bringen kann (oder auch diesen Segen nehmen kann). Sie wird vor jedem Ritual oder Opfer angerufen (wegen ihrer Schwellenfunktion) und hat Macht über die Erde, den Himmel und das Meer.
Hesiod nennt sie älter als die anderen griechischen Götter und sie ist die einzigste Titanin, die nach der Herrschaft des Zeus ihre alte Macht behielt. Zeus verstärkte ihre Macht sogar noch, weil er Hekate hoch achtete.
Sie bringt den Menschen Erfolg und Anerkennung, mehrt das Vieh, bringt reiche Beute und reichen Fischfang, schenkt Sieg und Glück im Kampf (und Wettkampf) und gibt den Herrschern weise Gedanken. Doch all dies, kann sie auch nehmen, wenn sie es will.
Hesiod schreibt, dass selbst die Unsterblichen sie ehren und das Hekate vom Anbeginn der Zeit die Kourotrophos (Pflegerin) jedes neuen Lebens ist.

In der Homerischen Hymne an Demeter steht sie Demeter und Kore hilfreich zur Seite. Sie wird als eine fackeltragende, junge und schöne Göttin beschrieben, die mit einem schimmernden Schleier geschmückt ist. Sie hört in ihrer Höhle die Schreie der entführten Kore und hilft/führt Demeter bei ihrer Suche nach ihrer Tochter. Hekate wird zu Kores Begleiterin und Führerin bei ihrem jährlichen Auf- und Abstieg aus der Unterwelt.

Später wird Hekate meist als dunkel und furchteinflößend dargestellt, vor allem in der Dichtung. Sie ist aufs innigste mit den Zauberrinnen Medea und Kirke verbunden und wird in der Dichtung auch von anderen Zauberrinnen verehrt und angerufen.

 

  

Hekate und Demeter, ca. 450 v. Chr.


Kult:

Es wird vermutet, dass sich Hekates Kult im Laufe der Zeit stark wandelte. Erst wird sie als eine vorgriechische oder kleinasiatische Magna Mater gesehen, dann im Hellenismus als eine junge Führerin und Schützerin der Mysterien und Schwellen. Und in der Spätantike wird sie als eine Allgöttin und als Seele der Welt gesehen.

Über den Kult der Hekate weiß man nur wenig. Sie wurde vor allem nachts verehrt und während der Morgen- und Abenddämmerung. 
Sie wurde an den Plätzen verehrt, die auf einer Schwelle zwischen den Welten liegen: Friedhöfe, Kreuzwege, Türschwellen und Eingänge, denn hier war man der Göttin näher.
Es gab Mahle für Hekate, die zu verschiedenen Zeitpunkten abgehalten wurden. Und Bannungsopfer zu Schwarzmond (das Ende des Monats im athenischen Kalender).
Sie wurde vor allem vom einfachen Volk verehrt und vor allem von Frauen.
In Lagina war sie die dominierende Gottheit und dort hatte sie einen Tempel und wurde vom offiiziellen Kult verehrt.
Auch das es Hekatemysterien gab ist bekannt, allerdings nicht was bei diesen geschah. Eine Inschrift auf einen Grabstein erwähnt, dass die Beerdigte in die dreifachen Mysterien der Hekate eingeweiht war. Und eine weitere Inschrift verrät, dass die Mysterien der Hekate nur von den Eleusischen Mysterien übertroffen wurden.


Magie und Hexerei:

Hekate hatte von Anfang an eine starke Bindung zur Hexerei und Magie.
Sie wurde von wirklichen Zauberrinnen als Schirmherrin ihrer Künste verehrt und Hekate spielte eine wichtige Rolle in der Theurgie. Die Theurgen glaubten, Hekate hätte ihnen diese Kunst erst beigebracht (chaldäische Orakel). Hekate wurde vor allem mit der Kräuterkunde, Nekromantie, Orakeln und Prophezeiungen verbunden.

Interessant ist auch, dass Hekate erst als dunkel und furchteinflößend dargestellt wurde - nachdem die Menschen anfingen Magie und Religion zu trennen und die Magie abzuwerten. Vielleicht haben sie auch die Göttin der Magie abgewertet.

Vor allem in der Griechischen Dichtung wird Hekate als dunkle grausame Furie dargestellt, die von den Zauberrinnen durch obszöne Riten geehrt wird. Doch Hekate wurde nicht nur als Herrin der Zauberrinnen gesehen, sondern auch als Schützerin vor ihnen. Hekate konnte das Heim von negativen Einflüssen und Wesenheiten befreien und schützen, und die Menschen stellten Darstellungen von ihr vor den Eingängen der Häuser auf, um den Schutz der Göttin zu erlangen.


Beinamen:

Kourotrophos Nährende-Pflegende (wird meist als Nährerin der Jugend übersetzt)
Phosphoros Lichtbringerin
Chtonia Erdige, Unterirdische
Propylaia Schützerin der Tore
Propolos Führende Helferin
Kleidouchos Schlüsseltragende
Melana die Schwarze
Megiste die Größte
Soteira Erlöserin
Triformis Dreigestaltige

Opfer:

Stiere und Widder, Hekate Mahle (Brot, Fisch, Honig, Kuchen, Kekse, Eier, Käse) 

Reinigungsopfer: auf diese Opfer wurden die Unreinheiten der Menschen übertragen: diese Opfergaben wurden dann zu Schwarzmond auf einen Kreuzweg gebracht um die Unreinheiten von den Menschen zu nehmen- gebräuchlich waren schwarze Hunde, schwarze Lämmer, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch.


Tiere:
Hunde, Schlangen, Iltisse, Hirsche, Eulen, Krähen, Eidechsen, Kröten und Frösche - vor allem Tiere der Nacht und der Unterwelt.


Quellen:

Theodor Kraus - Hekate Studien zu Bild und Wesen der Göttin in Kleinasien und Griechenland

Sarah I. Johnston - Hekate Soteira

Robert von Rudloff - Hekate in Ancient Greek Religion

Stephen Ronan - The Goddess Hekate

Wolfgang Fauth - Hekate Polymorphos

Nina Werth - Hekate Untersuchungen zur Dreigestalt der Göttin