Das Walberla / Die Ehrenbürg

von Galen


Das Walberla, der 514m hohe nördliche Gipfel der Ehrenbürg, liegt ca. 7 km östlich von Forchheim in Oberfranken. Der südliche Teil der Ehrenbürg ist 532 m hoch und heißt Rodenstein. Zwischen den beiden liegt ein 472 m hohes eingesatteltes Plateau. Insgesamt umfasst die Hochfläche der Ehrenbürg über ein Areal von ungefähr 36 Hektar. Am Fuß der Ehrenbürg liegt die Gemeinde Kirchehrenbach. Seit dem 11.09.1987 stehen in dem Gebiet insgesamt 155 Hektar unter Naturschutz (Naturschutzgebiet Nr. 51 - "Ehrenbürg").  

Nachweislich taucht der Name "Walberla" erstmals schriftlich 1768 in Verbindung mit Studenten in Erlangen auf ("aufs Walperla gehen", Hermann Schreibmüller - "Ehrenbürg", ein Bergnamenrätsel - Fränkische Blätter zur Geschichtsforschung und Heimatpflege", 1949). Der Name geht auf die Heilige Walburga (geb. 710 im englischen Wessex, gest. vermutlich 25.2.779, zurück, der Nichte des "Apostels der Deutschen"). Sie übernahm im Jahr 761 das Kloster Heidenheim im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und ihr Name stand auch für die "Walpurgisnacht" Pate, ihre Heiligsprechung erfolgte am 1. Mai 870 durch Papst Hadrian II. Eine direkte Verbindung zwischen dem Walberla und der Heiligen Walburga konnte bislang nicht hergestellt werden - der Name leitet sich von der erstmals 1360 urkundlich erwähnten Walburgis-Kapelle ab, die sich auf dem Walberla befindet. Die jetzige Kapelle stammt aus dem Jahr 1697. 

   

In der Urkunde von 1360 wird auch das alljährliche "Walberlafest" mit Jahrmarkt als Jahrfeier des Walburgis-Patrizinismus beschrieben, das als Wallfahrt am 1. Mai stattfand (seit dem 9. Jahrhundert bezeugt). Seit 1909 findet das Fest jeweils am ersten Sonntag im Mai statt.

Bereits seit der Bronzezeit ist das Walberla / die Ehrenbürg als Heiligtum belegt, sowohl für die Kelten, später dann für die Germanen und schließlich für die Christen. Der "Standort"  Walberla war schon immer beliebt, wie archäologische Funde aus der Steinzeit und der Bronzezeit belegen. Bereits 1000 v. Chr. siedelten hier Menschen, die Kelten errichteten Befestigungsanlagen 500 v. Chr.

Wenn auch vielleicht die "Magie" dieses Ortes aufgrund der Menschenmassen verloren ging, so lohnt sich ein Besuch schon aufgrund der Flora: man kann dort fünfzehn verschiedene Orchideenarten, sowie Enzian und fränkisches Habichtskraut finden.

 

„Ob Forchheim bei Kirchehrenbach
Woll’n wir zu Berge steigen,
Dort schwingt sich am Walpurgistag
Der Franken Maimarktreigen;
Der ist seit grauer Heidenzeit
Noch allem Landvolk teuer,
Schatzkind, halt Gürtel fest und Kleid,
Wir springen durch die Feuer!“

(aus: Victor von Scheffel - Bambergischer Domchorknaben Sängerfahrt 
(Exodus cantorum) durch die Fränkische Schweiz; Anno 1859.)

blühende Kirschbäume auf dem Walberla


Die Besiedlung des Walberla

von Daniela Müller

Die Ehrenbürg, deren gebräuchlicher Name „Walberla“ ist, befindet sich im Besitz der Ortschaft Kirchehrenbach in der Fränkischen Schweiz und ist etwa 532 m hoch. Sie besitzt zwei Gipfel. Zum einen der etwa 512 m hohe, nördlich gelegene Gipfel Walberla und der südlich gelegene ca. 532 m hohe Rodenstein.

Vom Gipfel aus erstreckt sich der freie Blick ins Wiesenttal, so dass die Bürger einer früheren Siedlung hier oben einen strategisch sehr guten Platz gehabt hätten. Die Länge vom Walberla bis zum Rodenstein beträgt 1,5 km, während sich die Breite des Gebietes auf etwa 300 m beschränkt. Das Siedlungsgebiet war somit nicht sonderlich groß.

Im Jahr 2006 wurden auf dem Walberla Ausgrabungen unter der Leitung von Prof. Dr. Björn-Uwe Abels geleitet, die Erstaunliches zu Tage förderten.


Die Wallanlagen des Walberlas

Bei dieser Ausgrabungskampagne wurde unter anderem eine Wallgrabung an der Südseite des Walberlas durchgeführt. Die erste dieser Art wurde 1914 durchgeführt und hatte eine Breite von 50 cm. Diese hatte eine Breite von 5 Meter und eine Länge von 20 Metern. Bei dieser Ausgrabung konnten 3 Perioden festgestellt werden:

Die erste Periode kann auf Grund von verkohlten Holzresten auf die späte Bronzezeit (~ 13. Jhd. v. Chr) dendro-datiert werden, die zweite in die Urnenfelderzeit (~ 9. Jhd. v. Chr.) und die dritte in die Früh-Laténe-Zeit (~ 5. Jhd. v. Chr.)

Die Mauer der ersten Periode ist ca. 3,30 Meter breit und war durch einen Holzrahmen gestützt, der jedoch verbrannt ist. Die Vorder- und Rückfront war durch mächtige Steine gestützt, die Mitte mit Steinen und Erde gefüllt. Darüber lagen Holzbalken, wie man anhand der Funde erkennen konnte. Diese Balken konnten dendro-datiert werden: ~ 1350 v. Chr. ± 60-80 Jahre, so dass ungefähr das 13. Jhd. anzusetzen ist.

Die Holzkohle wurde dem Bundeskriminalamt zur Untersuchung übergeben, um untersuchen zu lassen, wie hoch die Temperatur des Feuers gewesen sein musste, das die Mauer zerstört hatte. Dabei ergab die Untersuchung eine Temperatur von rund 350° Celsius, woraus zu schließen wäre, dass die Mauer durch einen Schwelbrand allmählich verbrannte.

Auffällig ist des weiteren die sehr sorgfältige Ausarbeitung der Mauer:
Die Balken wurden sehr sorgfältig zugeschlagen und verplattet, ebenso wie die Mitte zwischen den Holzmauern mit Absicht verfüllt worden sein muss. Weiterhin ist interessant, dass das Füllmaterial der Mauer identisch ist mit einem auf der Westflanke gelegenen Wall aus Riffkalk, der künstlich herausgearbeitet wurde. Das heißt, dass beim Abbau der Bergkante des Walberlas der abgebaute Schutt zur Verfüllung der Mauer verwendet worden ist.

In der Mauer der Südseite wurden des weiteren Pfostenlöcher entdeckt, woraus sich die zweite Periode nachweisen lies. Aufgrund der Reste des verkohlten Mauerwerks konnte diese Mauer in die späte Urnenfelderzeit (~ 9. Jhd. v. Chr.) datiert werden. Hierbei handelt es sich um eine Pfostenschlitzmauer, deren (unüblicher Weise) Anker quer verliefen, was jedoch für eine bessere Stabilität sorgte, als der sonst übliche waagerechte Einbau der Anker.

  

Wallanlage außen

Wallanlage innen

  

Am Ende der Urnenfelderzeit (~ 800 v. Chr.) bricht die Besiedlung und die Befestigung abrupt ab. Dies ist jedoch nicht nur ein Phänomen, dass sich auf die Ehrenbürg beschränkt, sondern bei allen größeren "Zentren" der Urnenfelderzeit (z.B. Houbirg, Staffelberg) feststellbar zu sein scheint. Allerdings finden sich weiterhin Siedlungsspuren am Fuß der Zentren.

Die dritte Periode lässt sich sehr schön an einem Keramik-Fund innerhalb (!) der Mauerreste datieren, der vollständig erhalten ist und bei dem ein Gefäß sogar, ohne einen Kratzer zu erhalten, heil geborgen werden konnte. Die Datierung beläuft sich dabei um die Wende 480 v. Chr. Die Befestigung wird somit in die (Spät) Laténe-Zeit datiert und war ähnlich wie die vorhergehende befestigt, allerdings hatte sie keinen Holzrahmen mehr. Bei den Aufgängen zum Siedlungssattel der Ehrenbürg befanden sich zwei Zangentore.


Siedlungsspuren innerhalb des Bergsattels


Bei der Ausgrabung und den Auswertungen mit dem Bodenradar innerhalb des Siedlungssattels der Ehrenbürg fand man etwa 10 - 12.000, sich zum Teil überschneidende Kellergruben, die sich anhand von Gefäßfunden (die zum Teil vollständig erhalten sind!) in die Früh-Laténezeit datieren lassen. Daraus lässt sich schließen, dass der Sattel der Ehrenbürg so dicht besiedelt sein muss, dass eine Landwirtschaft auf der Ehrenbürg selbst nicht möglich gewesen sein kann.

Es wurde auch ein Grab gefunden, wobei es sich um eine etwa 35-jährige Frau handelt, die erschlagen und in die Grube geworfen wurde. Ihr beigegeben waren 12 Ringe. Eine Vermutung, die geäußert wurde, war, dass diese Bestattung eventuell als "Bauopfer" gedeutet werden könnte. Der Boden der Grube war interessanter Weise vollständig mit Steinen ausgekleidet, worauf wiederum Keramik-Scherben gelegt waren.

Weitere Funde aus dem Siedlungssattel sind u. a. :
Fibeln (Spangen, Schnallen, Klammern oder Gewandnadel zum Zusammenhalten von Kleidung), Armringe, Lanzenspitzen, Koppelringe und Ortband, Gussformen für Armringe, Augenperlen (deren Technik auch aus dem Mittelmeergebiet stammt) und eine Schnabelkanne.

Knochenfunde aus dem Siedlungsbereich belegen, dass sich die Menschen dort zu 58 % von Rindern, 23 % vom Schwein, 10,5 % von Schaf und Ziege, jedoch bloß von 0,8% Wildtieren ernährten. Die Jagd spielte also eine erheblich untergeordnete Rolle.

Um 380 v. Chr. bricht die Besiedlung, wie bereits erwähnt schlagartig ab, was vermutlich mit der Keltenwanderung zu tun haben könnte.

Was weiterhin Fragen aufwirft ist die Tatsache, dass es innerhalb des Siedlungssattels des Walberlas bisher keine Hinweise auf einen Wasserspeicher, Brunnen oder ähnliches gibt.
Die Bevölkerung musste sich daher das Wasser von Quellen besorgen, die ausserhalb der Wallanlagen im Tal lagen.

Des weiteren wurden bei den Ausgrabungen unter anderem Lappenbeile (Bronzezeit B) und Dolchklingen (Bronzezeit C) gefunden. Um die Zeit 800 v. Chr. nahm die Funddichte erheblich zu, während für die Zeit zwischen 800 und 500 v. Chr. erstaunlicher Weise keinerlei Funde zum Vorschein kamen. Die nächsten Funde stammen erst wieder aus der Hallstadt und Laténe-Zeit (z.B. Tierfibeln, Scheibenfibeln, Schleifenfibeln).

Ein besonderer Fund, der allerdings nicht bei der Ausgrabung zum Vorschein kam, sondern ein Lesefund ist, ist die etwa 5 cm große Scherbe eines Erybalos, einem Gefäß, das im antiken Griechenland vermutlich zur Aufbewahrung von Ölen diente.

Des weiteren kamen bei der Ausgrabung über 1000 Kisten an Keramikfunden ans Licht.


Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Walberla dichter besiedelt gewesen sein muss, als es bisher angenommen wurde. Interessanter Weise wurden auf den beiden Gipfeln des Walberlas keine Spuren von Kellern gefunden, so dass davon ausgegangen wird, dass die Besiedlung ausschließlich im Sattel der Ehrenbürg zwischen den beiden Gipfel stattgefunden haben muss. Ob die Gipfel nun kultische Bedeutung hatten, darüber kann eigentlich nur spekuliert werden, so lange dort keine Grabungen stattgefunden haben, die etwas anderes belegen könnten. Wir können also gespannt sein, was das Walberla noch von sich preis gibt.