Die Neubürg

von Kat


Die Neubürg bei Wohnsgehaig

Die Neubürg ist ein 587 Meter hoher Plateauberg auf dem Gebiet der Gemeinde Mistelgau, im Landkreis Bayreuth und wird auch gerne als kleines Walberla bezeichnet.
Die Hänge sind wellig und eingebuchtet, an den meisten Stellen von Rasen bedeckt und erinnern an ein wogendes Meer. Überall stehen Weißdornbüsche und auch andere Bäume und Büsche wie z.B. Weiden, Schlehen und Wildrosen sind zu finden. In Wohnsgehaig gibt es einen Weißdorn, der 1000-1200 Jahre alt sein soll. An Kräutern habe ich auch schon vieles dort entdeckt und manchmal auch Versteinerungen von verschiedenen kleinen Meerestieren.
Wenn man am Abend den Sonnenuntergang abwartet, wird man reichlich belohnt. Der glutrote Ball am Himmel versinkt am Horizont in der sanft gewellten Landschaft. Das ist fast so schön wie am Meer. Bei Vollmond versinkt die Sonne im Westen, während Luna schon gegenüber im Osten am Himmel steht. Auch dies ist ein wunderschönes Naturschauspiel.


Anfahrt

Von Bayreuth kommend fährt man von der B22 nach links ab in Richtung Mistelbach und weiter nach Mistelgau. In Mistelgau fährt man kurz vor dem Ortsende rechts in die Frankenhaager Straße, die Neubürg ist hier bereits ausgeschildert. Der Landstraße folgend kommt der kleine Berg bereits in Sichtweite. Nach ca. 2-3 km biegt man nach links in Richtung Wohnsgehaig ab. Direkt am Fuß des Berges befindet sich ein Wanderparkplatz.
  

   Naturgeschichtliches

Entstanden ist die Neubürg im Jura-Zeitalter. Die oberste Schicht besteht aus Werkkalk, darunter folgen Ornatenton und Eisensandstein. Es handelt sich um einen sogenannten Tafelberg mit einer flachen Tafelfläche anstelle einer Kuppe. Aufgrund der erosionsbedingten Herausbildung wird die Neubürg auch als Insel- oder Zeugenberg bezeichnet. Sie steht wie eine Insel in der weiter abgetragenen Umgebung und „bezeugt“ die vormals die ganze Umgebung überlagernden Gesteinsschichten. Dadurch kann man von der Neubürg aus ringsherum ca. 50 km weit ins Land sehen, ein atemberaubend schöner Anblick. 

Bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts erstreckte sich um die Neubürg herum Eichenwald, der dann aber um 1806 abgeholzt und verkauft wurde, um Contributionszahlungen (Kriegsschulden) an Frankreich zu zahlen. Auch der Berg selbst war vermutlich bewaldet.

Siedlungsgeschichte

Eine erste Besiedlung gab es vermutlich schon in der Altsteinzeit (vor 14.000 Jahren). Funde belegen auch eine keltische Besiedlung bzw. Fliehburg im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.
1930 fand man am Westhang eine Lanzenspitze aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. 
Immer wieder einmal werden Grabhügelfelder herausgepflügt. Scherben auf den Feldern zeugen von früher Besiedelung. 
Bis 1415 war auf der Neubürg (damals Leinbürg) eine Burg, vermutlich zur Sicherung einer alten Geleitstraße, die von Bamberg kommend nach Bayreuth und über Creußen nach Eger führt.. Die Burg war wohl nur ein hölzernes Gebäude. Heute sind keine Spuren davon mehr zu sehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein Teil der Neubürg als Steinbruch genutzt. Die Steine dienten u.a. zur Straßenbeschotterung.
Seit Mai 2003 ist die Neubürg ein Naturkunstraum, auf den Hängen sind Skulpturen von verschiedenen internationalen Künstlern aufgebaut.
  

   Interessantes zu Ortsnamen

Am Hang des Berges liegt das Dorf Wohnsgehaig. Der Name dieses Dorfes ist eine Verballhornung von Wotans Haag oder Wotans Gehege. Wotan war der Göttervater der Germanen, die dort vielleicht nach den Kelten siedelten (es gibt aber keine Funde, die diese Vermutung belegen könnten). Ein „Haag“ ist ein von einer Hecke oder ähnlichen umrandeter Ort. Der Berg selbst wird auch als Sarg Wotans bezeichnet. Weitere Ortsnamen in der Umgebung sind Wohnsdorf und Wodensdorf.
Mittelalterliche Bezeichnungen für die Neubürg sind Leynburg (1398), Leinpurg (1465), Leynburg (1476), Leimpurk (1536). Diese Namen stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Tuchmärkten, die bis ins 20. Jahrhundert hinein auf der Neubürg stattfanden.
Der Name Sauhügel aus dem Jahre 1692 könnte ein Hinweis darauf sein, das auf dem damals von Eichen bewaldeten Hügel Schweine gemästet wurden.
Die heutige Bezeichnung bildete sich ab dem 17.
Jahrhundert  heraus: In alten Aufzeichnungen findet man die Namen Neuenburg (1692), Neuenburg (1742) und Neunbürg (1777).

Geomantisches

Die Form, die die Neubürg aufweist, wird im Feng Shui als Bergdrache bezeichnet. Auf Bergen dieser Art standen in Europa häufig Kapellen des Heiligen Michaels, der als christlicher Nachfahre des germanischen Gottes Odin/Wotan gilt.
In der Geomantie gelten Berge als Einstrahlungorte für Äther aus dem Universum oder die Verbindung mit selbigen zum Austausch von Energie. Auf der Neubürg soll dies am höchsten Punkt im Süden stattfinden, radiästhetisch als eine säulenartige Energiestruktur nachweisbar. Am gleichen Ort befinde sich einer von sieben Einstrahlungspunkten, die das Plateau gleichmäßig verteilt umgeben. Diese Felder stehen mit den sieben klassischen Planeten in Verbindung. Außerdem wird erwähnt, dass eine Energielinie (Leylinie)* die Neubürg in Ost-West-Richtung kreuzt. 
  
   *Ley-Linien bezeichnen geradlinige Aufreihungen von Landmarken, wie z.B. Megalithen, prähistorische Kultstätten und Kirchen. Sie leiten sich von angeblichen oder tatsächlichen Aufreihungen englischer Ortschaften mit der Endung "-leigh", "-ley" (altenglisch für Lichtung, Rodung à siehe auch: alte Ortsnamen der Neubürg) ab. Ihre Existenz wurde zum ersten Mal 1921 von dem britischen Hobby-Archäologen Alfred Watkins vorgeschlagen. Nach Watkins’ ursprünglicher Definition ist ein Ley eine sich kerzengerade über die Landschaft erstreckende prähistorische Handelsstraße, deren Verlauf durch einfache Steinhaufen markiert war. Spätere Generationen hätten diese Markierungspunkte als heilige Orte verehrt und sie durch Menhire, Steinkreise, Hünengräber ersetzt, noch später durch Burgen, Kirchen, heilige Quellen und Kathedralen. Ziehe man heute auf einer Karte eine Linie durch Kirchen, Menhire und Kultplätze, dann könne man diese jungsteinzeitlichen „alten Wege“ neu entdecken. (Eine andere Erklärung besagt, Ley-Linien seien Geister-, Kobold- oder Feenstraßen, die immer kerzengerade durch die Landschaft führen.)


Sagen

Zahlreiche Sagen ranken sich um den markanten Berg. Sie handeln z.B. von Zwergen, die im Berg hausten und den Menschen viel Gutes getan haben, von einem Goldschatz im Inneren des Berges und von Gott Wotan.

    Wotans Sarg

Einer Sage zufolge galt die Neubürg als Wohnsitz des germanischen Göttervaters Wotan, der dort alljährlich während der Rauhnächte (den 12 Nächten nach der Wintersonnwende) Götterrat abhielt. Die Götter Germaniens saßen dann auf der Neubürg zusammen, auf goldenen Stühlen sitzend und mit den Sternen des Himmels geschmückt. Zur Zerstreuung gingen sie im Wotansgehege (Wohnsgehaig) jagen.
Im Innern des Berges lebten zwölf Zwerge, die dem Gott Wotan dienten. Zudem standen ihm zwölf feurige Männer (ein Geschenk des Sonnengottes) und zwölf Blumengeister bei, die ihm überall hin folgten.
Man glaubte zudem, im Berg seien die Schätze Wotans verborgen, aber niemand wagte nach ihnen zu suchen. 
Die Sage berichtet weiter, dass die Neubürg eine alte Kultstätte der Germanen gewesen sei. Von nah und fern sollen sie zur Sommersonnwende gekommen sein, um am Fuß des Berges zu lagern. Auf dem Berg selbst aber lebte die große Priesterin Wotans, die zu den Kultfesten den Göttervater anrief. Die Germanen zogen dann schweigend an der Priesterin vorbei und siebenmal um den Berg herum, um den Segen Wotans zu erflehen. Meldete dann ein Sturmgebraus das Herannahen des Gottes an, warfen sich alle zu Boden.
Wonnefried soll der Name der letzten Wotanspriesterin auf der Neubürg gewesen sein. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt und nahm dieses sehr ernst, genauso wie all ihre anderen Pflichten als Priesterin. Es begab sich, dass ein gewisser Edron während eines Sonnwendfestes sich auf den ersten Blick in die junge Priesterin verliebte. So lagerte er am Fuße der Neubürg und warb jeden Tag um die Gunst Wonnefrieds. Die Wotanspriesterin flehte zu ihrem Gott, sie möge der Versuchung wiederstehen können. Doch erlaubte sie ihm schließlich in ihrer Nähe zu bleiben. Jedoch nur unter der Bedingung, dass auch er ein Keuschheitsgelübde ablegte. So wurde Edron zum Priester und gemeinsam verehrten sie den Gott am Wotansaltar der Neubürg.
Die Jahre vergingen – die Christen kamen ins Land. Durch die oft gewaltsame Missionierung schworen immer mehr germanische Stämme ihrem Glauben an Wotan ab. Das ließ der Wotanspriesterin fast das Herz zerbrechen und sie überredete Edron, mit den übrig gebliebenen Wotans-Anhängern gegen die Christen in den Krieg zu ziehen. Die Zahl der Christen war ihnen jedoch bereits weit überlegen und die Schlacht ging verloren. Wonnefried und Edron weinten um die zahlreichen Toten.
Eines Tages wurde der alternden Priesterin zugeflüstert, dass die Christen am nächsten Tage den Wotansaltar zerstören wollten. Da nahm Wonnefried ein letztes mal die Heiligen Handlungen vor. Dann ging sie mit Edron an die höchste Stelle des Berges, dem Hochstein. Sie umarmten und küssten sich und befahlen ihre Seelen dem Allvater Wotan. Am nächsten Morgen fanden die Christen die beiden im Tode umschlungen am Fuße des Felsens liegen. Die letzten Anhänger des alten Glaubens hatten sie mit Blumen begränzt. Die Christen aber zerstörten den Wotansaltar und es heißt, dass die Neubürg die Form eines Sargdeckels aufweise, weil darunter der Gott Wotan begraben sei.

Die Blutquelle

Tief unter der Neubürg, so wird erzählt, lebte einst in einer Höhle ein kleines Volk gutmütiger Zwerge. Nachts zogen sie aus um den Menschen im Umland bei ihrer Arbeit zu helfen. Oft war die Arbeit schon getan, wenn die Bauern morgens zu ihren Feldern kamen. Auch in der Mühle wurde des nachts von den Zwergen das Getreide gemahlen und das Mehl in Säcke gefüllt.
Von einem armen Schäfer wird folgendes berichtet:
Zusammen mit seinem treuen Hund hütete er täglich am Fuße der Neubürg seine Schafe, denn das Gras dort war würzig und kräftig und aus der Quelle ergoss sich frisches, klares Wasser. Doch eines Tages verschwand der Hund plötzlich zur Mittagszeit und kam erst nach einer Stunde zurück. So ging es eine Woche lang jeden Tag und der Schäfer bemerkte, dass der Hund jedes Mal das Futter verschmähte, dass ihm von seinem Herrn hingeworfen wurde, als er zur Herde zurückkam. Da wurde der Hirte neugierig und band dem Hund ein Knäuel Wolle ans Halsband. Als der Hund wieder forteilte, konnte der Mann dem abgerollten Faden folgen und gelangte zu einer Felsspalte am Fuße des Hochsteins.
Er kroch hinein und fand sich schließlich, tief im inneren des Berges, in einer Höhle wieder. Von der Decke hingen Kristallzapfen, von denen ein seltsam, schummriges Licht ausging. Dort saß sein Hund unter einer Gruppe von Zwergen. Die saßen an einem Tisch,der reich gedeckt war mit goldenen Schüsseln und Tellern voller köstlicher Speisen. Der Hund aber fraß gierig die Brocken, die ihm die Zwerge fröhlich hinwarfen.
Als die kleinen Burschen den neuen Gast bemerkten, luden sie ihn ein, mit am Tisch Platz zu nehmen. Sogleich erschien ein gefüllter Teller vor dem Mann und er durfte zulangen und seinen hungrigen Magen füllen. Als er sich schließlich satt gegessen hatte lehnte er sich zurück und seufzte: „Ach, könnte doch meine arme Frau auch einmal so ein köstliches Mahl zu sich nehmen.“ Da hatten die Zwerge Mitleid und einer überreichte dem Hirten ein Leinentuch. Er solle es zu Hause über seinen Tisch ausbreiten, und es würden dann alle Leckereien erscheinen, die er sich nur wünsche. Nur dürfe er keinem das Geheimnis über die Zwerge und die Tischdecke verraten.
Der so reich beschenkte Schäfer bedankte sich von ganzem Herzen und verabschiedete sich von seinen Gastgebern, um den Rückweg anzutreten. 
Von da an mussten der Schafhirte und seine Frau keine Not mehr leiden und konnten täglich aufs vortrefflichste speisen. Der Hirte vergas auch nie die Warnung der Zwerge, das Geheimnis nicht zu verraten. Doch als er eines Tages zu viel Wein getrunken hatte, erzählte er seiner neugierigen Frau die ganze Geschichte. Von da an hatte das Zwergentuch seine magische Kraft verloren und die beiden mussten sich wieder mit einem kläglichen Mahl aus Kartoffeln und Wassersuppe zufrieden geben.
Die Zwerge aber gerieten daraufhin in Streit, wer dem unwürdigen Schäfer das wertvolle Tuch gegeben hätte und erschlugen sich dabei gegenseitig. Während der nächsten neun Tage färbte ihr Blut das Wasser der Quelle rot. Seit diesen Tagen heißt sie Blutsquelle oder Zwergenbrunnen.
  

    Der schwarze Pudel

Von einer Höhle unter der Neubürg geht die Sage um, dass es dort eine Truhe voller Gold und wertvollem Geschmeide gäbe. Dort könne man durch einen Felsspalt hingelangen, jedoch sei es noch keinem gelungen den Schatz zu bergen. Er würde nämlich von einem riesigen, schwarzen Pudel mit feurigen Augen bewacht werden.
Manchmal, des Nachts wurde der Hund aber auch in der Umgebung der Neubürg gesichtet. Wer ihm begegnet könne sich nicht bewegen, bis er wieder außer sichtweite sei.
Als der Pudel das letzte mal gesehen wurde, hatte er die Truhe auf seinem Rücken geschnallt und ist die Neubürg hinabgetrottet. An diesem Tag, so heißt es, sei der Zugang zur Höhle zusammengestürzt.