Der Druidenhain

von Galen


Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees

 

Der Druidenhain ist ein Felslabyrinth aus riesigen Dolomitblöcken und befindet sich ca. 550m südwestlich von Wohlmannsgesees im Landkreis Forchheim in Oberfranken. Erreichbar ist er über Wanderwege von Wohlmannsgesees oder Kanndorf aus, mit dem Fahrrad über den Radrundweg FO 11 oder über die B470 (entweder von Pottenstein oder Forchheim aus) und eine kleinere Landstraße mit dem Auto (der Parkplatz ist ca. 500 Meter entfernt) .

Er umfasst eine Fläche von ca. 200 x 250 Meter und liegt in einem Waldstück, in dem Fichten und Buchen stehen. 

   

Erstmals tauchte der Name Druidenhain in der 3. Auflage aus dem Jahr 1912 von Karl Brückner's Wanderführer "Die fränkische Schweiz und ihr Vorland" (Kohler Verlag, Wunsiedel) auf.  Das Waldstück wird dort selbst als "Esbach" bezeichnet, Druidenhain sei der Volksname.


Eppelein von Gailingen

  Der am 13.03.1887 geborene Nürnberger August Sieghardt, der sich intensiv mit der Heimatkunde der Fränkischen Schweiz beschäftigte, schrieb 1925 in seinem Buch "Im Bannkreis der Wiesent - Kultur-, Geschichts- und Landschaftsbilder aus der fränkischen Schweiz", Band 2 (Koch Verlag, Nürnberg) folgende, geschichtlich nicht nachweisbare Episode:

Der Raubritter Eppelein von Gailingen (geboren um 1320 in Illesheim bei Bad Windsheim, hingerichtet am 15. Mai 1381 in Neumarkt in der Oberpfalz) soll am 1. Mai 1339 20 Freunde zu einem Geheimtreffen auf seine Burg Dramaus bei Draynmeusel (heute Trainmeusel) geladen haben. Er wollte einen Geheimbund gegen Kaiser Ludwig IV. den Bayern (geb. 1281/ 1282 in München, gestorben 11. Oktober 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck), aus dem Hause Wittelsbach, schmieden, da dieser gegen die Raubritter vorgehen wollte. Nachdem ausgiebig gezecht wurde, ging die Gruppe (darunter Dietrich von Wiesenthau und der Nürnberger Jude Jäcklein) gegen Mitternacht zum Druidenhain, um dort den "Bund der Zwanzig" zu schmieden. Ein Bauer aus Wohlmannsgesees kam vorbei und erzählte daraufhin im Dorf , dass er Hexen beobachtete, die im Druidenhain einen Schmaus mit "Kinderfleisch und Menschenblut" abhielten.

Wenn diese Geschichte stimmt, würde es evtl. auch den Namen erklären. Nicht "Druidenhain", sondern "Drudenhain", also "Hexenhain". Das Wort "Drude" (= Hexe) wurde sowohl im Althochdeutschen, im Spätmittelhochdeutschen und im älteren Neuhochdeutschen immer mit "D" geschrieben.


Im Jahr 1863 kann man in den Gemeindeakten von Wohlmannsgesees lesen, dass "in heidnischen Zeiten hier Opfer gebracht wurden" (ebenso kann man von "Courgästen" lesen, die den Hain besuchen, dass der Bereich der  "abgeplatteten Felsstücken" (=Nordwestteil) "Opferhain" bzw. "Druidenhain" und "wo Gänge zwischen den Felsen sich hinwinden" (=Südostteil) "Labyrinth" heißen).

Der Landwirt und Dorfbürgermeister von Wohlmannsgesees, Georg Richter, beschäftigte sich jahrzehntelang in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Druidenhain. 

Da die Kelten ab der frühen Hallstadtzeit (ca. 750 v. Chr.) auch die Fränkische Schweiz besiedelten (sie wurden in Oberfranken um das Jahr 0 von elbgermanischen Stämmen vertrieben), nahm Richter an, dass es sich beim Druidenhain um eine vorgeschichtliche Kult- und Sonnenbeobachtungsstätte handelt - auch aufgrund der künstlich aussehenden Felsanordnungen und den ab und an auftretenden Strudellöchern..

 

  Walther Machalett veröffentlichte seine Forschungsergebnisse ("Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees und seine Beziehung zur Megalithkultur des Abendlandes" in "Druidenhain und Externsteine bei Wohlmannsgesees" , 3-6, 1986), und kam zu dem Ergebnis, dass es sich beim Druidenhain um Reste von Kultanlagen der Megalithzeit handele. 

Ebenso Hermann Roggenkamp ("Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees/Krs. Ebermannstadt/Ofr." in "Druidenhain und Externsteine bei Wohlmannsgesees", 7-15, 1986), der annimmt, dass die Felsblöcke von Menschenhand bearbeitet und ausgerichtet wurden. 


Machaletts und Roggenkamps Ergebnisse hielten aber einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

 

1990 veröffentlichten Alfons Baier und Thomas Hochsieder "Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees/Oberfranken -- Eine vermutete Kultstätte unter dem Aspekt klufttektonischer und bodenkundlicher Untersuchungen" (Geol. Bl. NO-Bayern 40, 1/2: 35-72, 15 Abb., Erlangen 1990), die erste wissenschaftliche Arbeit zum Druidenhain. 

 

1989 wurden 30 Handbohrungen im Bereich des "Taufsteins", des "Sternsteins", des "Opfersteins" und dem vermeintlichen "Thingplatz" von jeweils 1 Meter Tiefe durchgeführt. Nirgends wurden Hinweise auf menschliche Spuren aus der vor- oder frühgeschichtlichen Zeit gefunden.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sich der Druidenhain zwanglos in das fränkische Kluftsystem einfügt, d.h., dass es sich um eine natürliche geologische Steinformation handelt.

  

   Baier und Hochsieder schließen ebenfalls nicht aus, dass es sich, zumindest bei einigen Teilbereichen des Druidenhains, um ein zusammengestürztes ehemaliges Höhlensystem gehandelt haben könnte.

Auch wäre es denkbar, dass es sich um einen mittelalterlichen Steinbruch handelte, da die natürlichen Trenngefüge im Gestein (vor allem in seinen westlichen Randbereichen) die Entnahme von Dolomitquadern ermöglicht hätten.

Abschließend bemerken sie aber in ihrer Studie, dass eine letztendliche Beurteilung des Druidenhains als vorgeschichtliche Kultstätte nur im Rahmen einer weiteren umfangreichen Grabung erfolgen könne.

 

Egal, ob es sich nun um eine megalithische Kultstätte, ein Keltenheiligtum oder um eine natürliche Gesteinsformation handelt - ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle